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Ehrensache: „Ich laufe durch Europa für eine Welt ohne Kindesmissbrauch“

Matthew McVarish ist ein britischer Schauspieler, Sänger und Theaterautor – und Aktivist gegen den sexuellen Missbrauch von Kindern. Auf dieses schwierige Thema macht er bei einem ungewöhnlichen Fußmarsch aufmerksam, jetzt kam er dabei nach Berlin.

WAS ICH MACHE
Ich laufe. 16 000 Kilometer, einmal durch ganz Europa. 27 Länder, 31 Hauptstädte. Meine bisherigen Stationen waren London, Paris, Luxemburg, Brüssel, Amsterdam und Berlin. London verlassen habe ich am 31. Mai, in Edinburgh ankommen möchte ich am 7. Februar 2015. Das Projekt „Road to Change“ versucht, eine Öffentlichkeit für das Thema der Kindesmisshandlung zu schaffen. Jedes vierte Mädchen und jeder sechste Junge werden vor ihrem 18. Lebensjahr sexuell missbraucht. Meine drei Brüder und ich waren Opfer meines Onkels. Zwölf Jahre lang haben wir dieses Thema nicht angesprochen. In Großbritannien bin ich Schauspieler, auch für das Kinderfernsehen, und schreibe Stücke. Basierend auf meinen Erfahrungen habe ich eines über zwei von Missbrauch betroffene Brüder verfasst. Nachdem mein Bruder mich im Theater besucht hat, konnten wir zum ersten Mal offen über unsere Erlebnisse und Gefühle sprechen. Zu dieser Zeit war mein Onkel noch Lehrer und Trainer eines Jugendfußballteams. Wir haben ihn angezeigt. Aber nicht als Rache, wir wollten die Kinder schützen. Auf meinen Stationen spreche ich mit unterschiedlichsten Leuten über sexuellen Missbrauch, Präventionsmöglichkeiten und die rechtlichen Hintergründe wie die Verjährungsfrist, die in vielen europäischen Ländern ein Hindernis darstellt, um Täter im Nachhinein anzuzeigen. Ich habe hunderte E-Mails von Betroffenen bekommen. Sie schrieben mir, dass ich ihnen Mut gemacht habe, den Täter anzuzeigen und sich in eine Therapie zu begeben. Begleitet werde ich bei meinem Lauf von einem Campingvan, in dem ich abends erschöpft einschlafe. Und auf meinem Weg schließen sich mir immer wieder Menschen an, etwa der britische Botschafter in Luxemburg. 9000 Kilometer habe ich noch vor mir. Aber ich bin motiviert – und dem Zeitplan schon einen Tag voraus!

WAS ICH MIR WÜNSCHE
Mein oberster Wunsch ist, in einer Welt ohne Missbrauch zu leben. Und noch viel mehr Opfer sollten Anzeige erstatten. Ich weiß, wie schwierig das ist. Man muss die ganzen schrecklichen Erinnerungen noch mal durchleben und im Gerichtssaal dem Täter gegenübersitzen. Von vielen höre ich: „Ich bin nicht stark genug dafür.“ Dem setze ich entgegen: „Aber du bist in jedem Fall stärker als das Kind, welches der Täter heute Nacht missbrauchen könnte.“
Aufgezeichnet von Elisa Kremerskothen.

- Bis jetzt bringen die Spenden McVarish nur bis Estland, er hofft auf weitere Unterstützung. Infos: www.roadtochange.eu.

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