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600.000 Gifthaare pro Fünfzentimeterraupe: Eichenprozessionsspinner können Gesundheitsbeschwerden auslösen.

© dpa

Eichenprozessionsspinner: Sperrungen wegen gefährlicher Raupen

An vielen Orten der Stadt sind die Eichen von Raupen befallen. Die fressen das Grün – und verursachen Gesundheitsbeschwerden. In Tiergarten musste ein neuer Spielplatz gesperrt werden.

Bewegt sich da etwa der Baum? Fast scheint es so, denn Dutzende Raupen schlängeln sich in Reihen aneinandergedrängt über die Rinde. So ein Schauspiel bietet sich derzeit an vielen Eichen in der Stadt. Vor allem in den westlichen Bezirken, aber auch im Nordosten machen sich die Raupen der Eichenprozessionsspinner über Blätter her. Zum Ärger der Umwelt- und Gesundheitsämter sowie der Passanten: Mitunter werden sogar Spielplätze gesperrt, weil die Brennhärchen am Raupenkörper zur Selbstverteidigung des Tieres allergene Reaktionen beim Menschen hervorrufen können.

Kürzlich erst mussten Jogger nahe dem Volkspark Friedrichshain einen Bogen um eine Eiche mit Flatterband und Infoschild machen: „Achtung, Eichenprozessionsspinner!“ In Tiergarten bedauerten Anwohner, dass der neue Spielplatz zwischen dem Garten vom Schloss Bellevue und der Akademie der Künste vom Gesundheitsamt gesperrt werden musste. Besonders schlimm befallen ist die Potsdamer Chaussee in Spandau, sagt Expertin Isolde Feilhaber vom Pflanzenschutzamt. Auch in den Forsten Brandenburgs sieht man die weiß-grau-braunen Gespinste der Raupen an wetterabgewandten Stammseiten, dort verpuppen sie sich bald. Auch frei stehende Eichen sind befallen: Der Spinner liebt es sonnig – beste Lebensbedingungen also im Vorzeigefrühling.

Doch wenn man Äste berührt, winzige Härchen der Jungraupen einatmet oder der Wind die einen Zentimeter langen ausgewachsenen Haare heranweht, kann man Beschwerden bekommen wie beim Berühren einer giftigen Qualle: Rötungen, Juckreiz, Pusteln, Husten, Asthmaanfälle. Behandelt wird laut Isolde Feilhaber mit Antihistaminen; Betroffene sollten stets zum Arzt gehen. Das Pflanzenschutzamt hat jetzt extra ein neues Merkblatt herausgebracht: 600 000 Gifthaare pro Fünf-Zentimeter-Raupe, da fliegt einiges durch die Gegend. Um Berliner und Touristen zu schützen, lassen die Gesundheitsämter die Nester, aus denen die braunen unscheinbaren Schmetterlinge im Spätsommer nach vierwöchiger Puppenruhe schlüpfen, von Fachleuten in Schutzanzügen absaugen.

Denn schließlich schadet es auch den Eichen, wenn ihre Kronen komplett abgefressen werden – das passiert meistens nachts, tags ruht die Raupe oft. Annette Kögel

Alles zum Schädling im Internet:

www.stadtentwicklung.berlin.de/pflanzenschutz

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