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EICHWALD & Ich FOLGE  11: Lanz auf stumm geschaltet

Aus meinem WG-Leben mit einem Bundestagsabgeordneten.

„Und, schon wegen Lanz unterschrieben?“, frage ich.

„Wieso?“, fragt Eichwald und lässt sein Käsebrot sinken. „Ist der jetzt auch tot?“

„Nein“, sage ich, „wegen ...“

„Verdammte Scheiße!“ Eichwald schlägt auf den Tisch. „Und wer macht jetzt Wetten, dass..?“

„Nein, wegen der Wagenknecht. Da kannst du im Internet unterschreiben, damit Lanz abgesetzt wird.“

„Was hat der denn gemacht? Hat der die angefasst? Hatte die wieder dieses Schwarze an, was so flattert? Weil ...“

„Wirklich?“, frage ich.

„Mann, das wird man ja wohl noch sagen dürfen. Ich bin doch auch nur die Summe meiner Wähler.“

„Auf jeden Fall hatte Lanz die Wagenknecht in der Sendung und hat sich benommen wie eine offene Hose.“

„Ist das nicht ein blödes Sprichwort? Wenn ich auf mein Leben zurückschaue, dann waren die meisten offenen Hosen vom Kontext her eher positiv besetzt.“

„Ich glaube, du musst das von außen betrachten. Wenn du dich aus der offenen Hose herausdenkst und dann mit Abstand anschaust, dann ist das, was subjektiv aus deiner Hose gesehen positiv ...“

„Stefan, das ist doch Quatsch. Und nachher landen die bei Twitter, die Fotos. Nee!“

„Was bist du denn so dünnhäutig, hast du Hosenindustrie im Wahlkreis?“

„Ach, ist doch alles China heutzutage.“ Eichwald winkt ab. „Aber dann weiß ich“, sagt er schließlich, „warum die Wagenknecht so geguckt hat die ganze Zeit.“

„Dann hast du’s doch gesehen?“

„Ja, aber ohne Ton.“

Ich schaue ihn an.

„Beim Bügeln!“, ruft Eichwald. „Und außerdem kann der Lanz so schön Klavier spielen. War aber diesmal nicht.“

„Wegen der Petition noch mal: Wenn du aus Kollegialität unterschreiben willst, würde ich dir helfen.“

„Weiß nicht, klingt ein bisschen nach Lynchmob. Kann man was gewinnen?“

„Nein.“

„Und ich muss trotzdem meine E-Mail-Adresse angeben? Dann schicken die mir nachher wieder Werbung. Kannst du vergessen!“ Eichwald steht auf. „Und eins sag ich dir mal, deine Freunde da im Internet, mir ist das alles ein bisschen zu sehr Füße hoch. Wenn uns früher jemand nicht gepasst hat, dann haben wir einen Karton gekauft, dann hat der Hund da reingekackt, und dann haben wir das schön selber ins Postamt gebracht.“

„Gut, ihr wart halt einfach politischer.“

Eichwald nickt.

„Sag mal“, frage ich, „zahlst du eigentlich Rundfunkbeitrag? Da ist so ein Brief gekommen.“

Eichwald öffnet das Fenster. „Wie gesagt“, ruft er, „steht offiziell seit zwei Jahren leer die Wohnung, weil nach dem Wasserbettunfall ...“ Eichwald dreht sich zu mir. „Da würde sich der Lanz eh wieder nur Quatsch von kaufen.“

Stefan Stuckmann

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