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Berlin: Ein Baum aus dem Osten für die West-City

Draußen vor der Gedächtniskirche liegt der Baum wie eine grüne Wurst auf dem Sattelschlepper. Drinnen in der Kapelle sagt Jens Weißflog, die Übergabe der Fichte für den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz sei aufregend wie ein Sprung von der 100-Meter-Schanze.

Draußen vor der Gedächtniskirche liegt der Baum wie eine grüne Wurst auf dem Sattelschlepper. Drinnen in der Kapelle sagt Jens Weißflog, die Übergabe der Fichte für den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz sei aufregend wie ein Sprung von der 100-Meter-Schanze. Der Skispringer und Hotelmanager Weißflog weiß also um die politische Bedeutung der Angelegenheit. Gemeinsam mit Fichte und Bürgermeister Heinz-Michael Kirsten ist Weisflog aus Oberwiesenthal im Erzgebirge in die Berliner City gereist. Dorthin, wo in vergangenen Jahren meist schiefe oder kahle Bäume aus (west-)deutschen Landen gebracht wurden. Manche dieser Geschenke endeten als Elefantenfutter, bevor der Advent angebrochen war.

Er sei in den vergangenen Nächten schlechter eingeschlafen als sonst, sagt der Bürgermeister, während ein Kran die Wurst lupft. Es wird still ringsum. Die Wurst schüttelt sich – und entfaltet sich zu einem Baum! Auf der Mittelinsel des Ku’damms bleiben Eve-Marie Lorenz und ihr Mann andächtig stehen. Die beiden Touristen sind aus dem Wallis in der Schweiz und damit Experten für wohl geratene Bäume. „Der sieht mir sehr gut aus“, sagt Frau Lorenz mit Blick auf die schwebende Fichte. Auf der anderen Straßenseite steht Bringfried Heidemeier, der vor 20 Jahren aus Dortmund nach Berlin gezogen ist und sich offensichtlich gut integriert hat: „Da kann man nicht meckern“, sagt er. Heidemeier eilt gleich zu Bürgermeister Kirsten, um zu gratulieren: „Klasse Baum, muss ich sagen. Und ich bin ganz normaler Bürger, kein Akademiker!“ Strahlend zückt Kirsten seine Karte: „Wenn Sie mal in unsere Region kommen – ein Kaffee ist immer drin!“

Kirsten hat den Baum gemeinsam mit dem Förster ausgesucht. Nun steht die Fichte auf dem Breitscheidplatz: ein Baum, der aus dem Osten kommt wie die künftige Kanzlerin. Etwas kleiner und schlanker als gewohnt – passend zu Jens Weißflog und den Zeiten. Aber so sattgrün und gleichmäßig dicht im Wuchs, dass alle Beteiligten sich auf frohe Weihnachten freuen können. Am 21. November wird er erleuchtet.

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