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Berlin: Ein Buch versucht den Tod des Hackers "Tron" zu erklären

Vor etwas über einem Jahr, am 29. Oktober 1998, wurde der Berliner Informatiker Boris F.

Vor etwas über einem Jahr, am 29. Oktober 1998, wurde der Berliner Informatiker Boris F. - in der Hackerszene besser bekannt unter seinem Pseudonym "Tron" - erhängt in einem kleinen Park in Britz aufgefunden. Die Polizei kam zu dem Ergebnis, dass es sich um Suizid gehandelt hat. Die Eltern des 26-Jährigen und der Chaos Computer Club, mit dem er in Kontakt stand, widersprachen dieser Ansicht: Für sie ist Boris F. Opfer eines Mordes geworden. Der Mythos Tron nahm damit seinen Lauf.

Der Buchautor und Journalist Burkhard Schröder wollte sich weder mit den polizeilichen Ermittlungsergebnissen noch mit den Verschwörungstheorien der Hackergemeinde zufrieden geben. Er recherchierte rund ein halbes Jahres und stellte seine Ergebnisse in einem Buch zusammen, das am 1. Dezember vom Rowohlt-Taschenbuchverlag in den Handel gebracht wird. In einem Punkt muss Schröder jedoch alle Parteien gleichermaßen enttäuschen: Eine eindeutige Antwort auf den Tod wird nicht gegeben, auch wenn am Ende dieses Indizienromans mehr für den Freitod von Boris F. spricht als für einen Mord, für den es keinerlei Beweise gebe, wie Schröder am Montag bei der Vorstellung des Buches sagte.

Gleichwohl ist es dem Autor, der zuvor mehrere Sachbücher über rechtsextreme Auswüchse unter anderem im Internet verfasst hat, gelungen, ein erheblich differenzierteres Bild von der Persönlichkeit Trons - der infolge seiner Legasthenie zwar Schwierigkeiten mit handschriftlichen Aufzeichnungen hatte, dafür aber ein brillantes Verständnis für Informationstechnik entwickelte - sowie von den Handlungen eines Chipkarten-Hackers zu zeichnen, als es die Medien zuvor getan hatten.

Die beste Zusammenfassung des Todesfalles stammt dabei aus den Reihen der Polizei: "Boris F. ist von allen nur ausgenutzt worden", zitiert Schröder einen Beamten und nennt damit ein Motiv für die Selbsttötung des jungen Mannes, der zwar fachlich über das normale Maß begabt, aber im sozialen Kontakt mit anderen Menschen gescheitert war.

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