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Berlin: Ein Engel für alle

Wo die roten Teppiche rollen: Zwei Filmpremieren, dazwischen die Nominierungsparty für den Deutschen Filmpreis: Berlins Glamourpegel steigt in den nächsten Tagen wieder kräftig an – mit Drew Barrymore als Glanzlicht

Ein Mädel zu becircen, dem man zuvor völlig unbekannt war, stellt für einen Durchschnittsmann eine Herausforderung dar, die nicht zu unterschätzen ist. Ein Mädel pro Abend, also heute eine, morgen die nächste und so fort, erfordert schon die Fähigkeiten und Finessen eines Casanova. Aber Abend für Abend dieselbe Dame zu betören, ihr klar zu machen, dass man für sie der Mann des Lebens sei, ohne aber auf die Abende zuvor verweisen zu können, weil sie die längst wieder vergessen hat – das allerdings bedarf titanischer Verführungskünste, von denen der Durchschnittsmann nur träumen kann. Oder aber er geht ins Kino, denn was ihm im wahren Leben nie und nimmer gelingt, auf der Leinwand klappt es wunderbar. Und einer wie Drew Barrymore glaubt man doch ohne weiteres, dass sich Männer ihretwegen Abend für Abend abrackern, um erfolgreich „50 erste Dates“ zu bestehen.

Unwahrscheinlich, dass ein Film mit solch einer Story und solchem Titel vor qualitätsbewussten Filmpreisjurys besteht – aber wenn er an der Kasse abräumt, genügt das in der Regel, und Drew Barrymores Berlin-Besuch Anfang nächster Woche hätte dann seinen Zweck voll und ganz erfüllt: Aufmerksamkeit zu erregen für ihren neuesten Film. Aber bevor der Glanz von Hollywood dieser Stadt wieder einige Lichter aufsteckt, gilt es bereits in dieser Woche einige einheimische Filmkünstler zu ehren, und die sind auch nicht so übel. Zumal wenn sie nach Amerika aufbrechen wie Horst Krause in „Schultze gets the Blues“. Der Film von Regisseur Michael Schoor über einen ausgemusterten Salzbergarbeiter aus Sachsen-Anhalt, der sich mit seinem Akkordeon in die Südstaaten der USA aufmacht, hatte schon im Vorjahr beim Festival in Venedig den Preis für die beste Regie erhalten, was noch lange nicht die einzige Auszeichnung bleiben sollte. Nun endlich steht der deutsche Kinostart vor der Tür, und damit der richtig flutscht, wird am kommenden Donnerstag ab 19 Uhr Premiere im Kino International in der Karl-Marx-Allee gefeiert, mit Hauptdarsteller Horst Krause, dem „Polizeiruf 110“- Krause, sowie mit Harald Warmbrunn und Karl-Fred Müller und Regisseur Michael Schoor. Den Soundtrack der Veranstaltung liefern die (ebenfalls im Film blasenden) Brachstedter Musikanten.

Der Film könnte am Freitagabend noch einmal eine Rolle spielen, wenn Kulturstaatsministerin Christina Weiss im Adlon zur Nominierung der Kandidaten für den Deutschen Filmpreis lädt. Als Favorit darf dabei „Gegen die Wand“ von Fatih Akin, Sieger der Berlinale, gelten. Vielleicht hat sich ja auch Sibel Kekilli von dem Rummel um ihre Porno-Filme erholt und schenkt der Stadt ihr Lächeln. Als weitere Kandidaten werden Sönke Wortmanns „Das Wunder von Bern“, Margarethe von Trottas „Rosenstraße“ und Achim von Borries’ „Was nützt die Liebe in Gedanken“ gehandelt, vielleicht sind auch Lars Büchels „Erbsen auf halb 6“ und Hendrik Handloegtens „Liegen lernen“ dabei.

Danach dann Hollywood, und zwar am kommenden Montag gegen 19 Uhr im Cinestar am Potsdamer Platz: roter Teppich für Drew Barrymore, Premiere von „50 erste Dates“. Sie ist die so heftig umworbene Hauptfigur – und zugleich über ihre Firma Flower Films an der Produktion beteiligt. Die Doppelrolle hatte sie schon in dem Film inne, den sie Anfang Juli 2003 am selben Ort vorstellte, mit Cameron Diaz und Lucy Liu: „Drei Engel für Charlie“, Teil 2. Wer das Dreiergespann damals aus der Nähe erleben durfte, war hinterher ganz benommen von ihrem Gekicher, Gescherze und Rumgealbere. Mangels Gefährtinnen dürfte es diesmal etwas ruhiger zugehen.

Doch 50 erste Dates mit allen dreien hielte selbst der stärkste Mann nicht aus.

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