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Berlin: Ein Hotel guckt in die Röhre

Rohrsanierung statt Sommergeschäft: Das Mandala am Potsdamer Platz muss für zehn Wochen schließen.

Fäulnisgeruch im Fünfsternehotel direkt am Potsdamer Platz – eines der wenigen privat geführten Luxushotels Berlins, das „The Mandala“, muss deshalb zehn Wochen schließen. Für den geschäftsführende Gesellschafter Lutz Hesse ein „massiver Einschnitt“: zweieinhalb Monate kein Umsatz. Dennoch bleiben alle 140 Mitarbeiter unter Vertrag, um deren Verbleib im Hause er kämpfen musste. Doch Alternativen dazu gab es nicht.

Denn die Abflussrohre in dem vor kaum 15 Jahren errichteten Block müssen ausgetauscht werden. „Bio-Schwefelgase“ hätten den Rohren zugesetzt, hieß es beim Eigentümer. Diese müssen nun ersetzt werden. Und damit nichts verloren, zerstört oder beschädigt wird, wird kurzerhand das ganze Hotel ausgeräumt.

Wie aber zieht einer mit seinem Fünfsternehotel mal kurz aus – und wieder ein? Kuchengabeln und Espresso-Service, Teppiche und Stehlampen, Gemälde und Bibliotheken – „mehrere hunderttausend Gegenstände werden gezählt, gescannt und ausgelagert“, sagt Hesse. Die Spedition ist schon bestellt. Ab kommenden Sonntag wird der letzte Gast ausgezogen sein und sich das 157-Suiten-Hotel in ein Geisterhaus verwandeln.

Der aus dem Schweizerischen Chur stammende Hesse und sein Partner Christian Andresen behaupten sich seit 1996 auf dem hart umkämpften Berliner Hotelmarkt mit dem „Mandala“, das anfangs „Madison“ hieß. Mit dem eigenen „Ono“-Spa-Bereich, dem Sterne-Restaurant „Facil“ und der Qui-Bar bietet es seinen Gästen eine Vollversorgung. Dafür bezahlen die Besucher pro Nacht ab 250 Euro inklusive Frühstück, und wer ins 200-Quadratmeter-Penthouse einzieht, sogar 5800 Euro.

Dennoch bleiben die meisten Gäste eher länger, etwa Filmcrews für Dreharbeiten oder auch Geschäftsleute. Einer, der seit Jahren eine Suite gemietet hat, zieht wegen der Bauarbeiten nun ganz aus. „Die Schließung ist wie eine Vollbremsung auf der Autobahn bei Tempo 140“, sagt Hotelchef Hesse. Erst am 1. September soll das Haus wieder öffnen.

Dass die üblen Gerüche aus der Kanalisation ins Hotel hochziehen könnten, schließen die Berliner Wasserbetriebe aus: „Der Potsdamer Platz ist kein Brennpunkt, die Kanalisation wurde ja erst in den 90er Jahren angelegt“, sagt Sprecherin Astrid Hackenesch-Rump. Klagen von Anliegern seien nicht eingegangen.

Beim Verwalter des Gebäudes hieß es auf Anfrage, die „Erneuerung der Abwasserrohre“ sei eine „routinemäßige Instandhaltungsarbeit“. Durch den zurückgehenden Wasserverbrauch würden die Rohre weniger durchspült und es bildeten sich „Bio-Schwefelgase, die zur Korrosion der Rohre führen“. Grundsätzlich sei „die Bauqualität am Potsdamer Platz überdurchschnittlich gut bewertet“. Der Block hatte vor zwei Jahren eine Zertifizierung als „nachhaltiges Stadtquartier“ erhalten. Der Hauseigentümer, ein Fonds der SEB, übernehme die Kosten der Instandhaltung. Ralf Schönball

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