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Aus Pappe ist das Stadtschloss längst wieder erbaut. Nun sollen die Modelle helfen Spenden für den Wiederaufbau des echten Schlosses zu sammeln.

© DAVIDS

Ein Jahr Humboldt-Box: Berlin aus Pappe wirbt für Spenden

Für den Wiederaufbau der Fassaden des Berliner Schlosses fehlen noch rund 60 Millionen Euro. Seit einem Jahr wirbt nun in der Humboldt-Box ein Modell Berlins historischer Mitte um Spenden. Gebastelt wird ehrenamtlich.

Jeden Dienstag, Punkt 15 Uhr, entsteht Berlins historische Mitte wieder ein Stückchen neu. Dann werden alte Fotografien gesichtet, Pläne angefertigt und Baumaterialien diskutiert. Christa Jahrmarkt, Christel Pilling und Klaus Engnath haben das Erbe von Künstler Horst Dühring angetreten und bauen an seinem maßstabgetreuen Modell der Berliner Innenstadt um 1900 weiter. Für die Besucher ist es die Hauptattraktion der Humboldt-Box. Heute hat das temporäre Museum genau ein Jahr geöffnet.

Nebenan auf dem Schlossplatz haben gerade die Bauarbeiten für das neue alte Stadtschloss begonnen. Es sind die ersten bodenvorbereitenden Maßnahmen, bevor die Schlossfassaden im Jahr 2018 neu erstehen sollen. Auch darüber informiert die Humboldt-Box und auch über mögliche Nutzungskonzepte. „Aber tatsächlich kommen die meisten Leute wegen des Modells“, sagt der Geschäftsführer der Humboldt-Box, Gerd Henrich. 300 000 Menschen haben allein im letzten Jahr die kleinen Pappmodelle von Schloss, Gendarmenmarkt, Museumsinsel und allen anderen Gebäuden, die zu Berlins historischer Mitte gehören, besichtigt.

Kleines Modell dauert bis zu vier Wochen

Horst Dührer, der das Modell bereits 1996 zu bauen begonnen hatte, verstarb 2006. Die drei ehrenamtlichen Bastler, die noch heute etwa am Miniatur-Hausvogteiplatz weiterbauen, möchten lieber im Hintergrund bleiben. Bei ihrer Arbeit werden sie aber von Gunther Kämmerer, dem Leiter der Ausstellung „Wiederaufbau Berliner Schloss“, unterstützt. Er durchforstet ständig die Archive nach alten Fotografien, besorgt Luftaufnahmen. „Es soll so authentisch wie möglich aussehen.“ sagt er. Gemeinsam werden Pläne entwickelt und im Maßstab 1:200 errechnet, wie die Gebäude aus Papier wiederauferstehen sollen. Alle Bastler sind Amateure, Schlossliebhaber, die lange im Ruhestand sind. „Schon ein kleines Gebäude kann bis zu vier Wochen dauern“, sagt Kämmerer. Der Wiederaufbau eines ganzen Viertels dauert Jahre.

Gunther Kämmerer, der Leiter der Ausstellung „Wiederaufbau Berliner Schloss“ ist fasziniert vom Mini-Berlin.

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Noch von einem Meter Entfernung sehen die Modelle verblüffend echt aus. Erst als Kämmerer ein Papierhäuschen vor sich in der Hand wiegt, erkennt man, dass Säulen zerbrochene Zahnstocher sind und die Fenster mit feinem Pinsel freihand, ein bisschen schief aufgemalt sind. „Dass sie nicht steril und perfekt sind, gibt den Modellen Leben“, meint Kämmerer. „Es soll Sehnsucht erzeugen, damit die Leute sich auch das Schloss zurückwünschen.“

Förderverein hat 20 Millionen zusammen

Diese Sehnsucht lässt sich ein Jahr nach Eröffnung der Humboldt-Box auch in Geld ausdrücken. Rund drei Millionen Euro wurden allein in den letzten zwölf Monaten für den Wiederaufbau des Berliner Schlosses gespendet. Rund 20 Millionen sind insgesamt bereits zusammen. 60 Millionen fehlen noch. Marc Schnurbus, beim Förderverein verantwortlich für die Spendenakquise ist guter Dinge, dass das Geld bis spätestens 2018 beisammen ist. Ein paar Großspender hätten bereits weitere 13 Millionen Euro zugesagt.

Und so sieht Berlin aus, wenn es aus Pappe nachgebastelt wird:

Von der großen Anziehungskraft der Humboldt-Box profitieren aber auch die Staatlichen Museen. „Wir haben hier dreimal mehr Besucher auf viel weniger Fläche als am Standort Dahlem“, sagt Projektleiterin Anita Hermannstädter.

Die Box sei eine konzeptionelle Übung für die Ausstellungen, die später im Humboldt-Forum hinter den Fassaden des Berliner Schlosses veranstaltet werden sollen. Dorthin könnte in Zukunft auch das Modell umziehen. Vorher soll aber erst mal weitergebastelt werden. Der nördliche Bereich zwischen Staatsbibliothek und Museumsinsel fehlt noch.

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