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Berlin: Ein Maestro für die Welt

Amerikanische Handelskammer ehrte Kurt Masur – und der große Dirigent hielt eine bewegende Rede

Kurt Masur trifft die Herzen seiner Zuhörer auch mit Worten. Bevor der große Dirigent gestern im Rahmen eines Galadinners im Museum für Kommunikation den AmCham Transatlantic Partnership Award für seine Verdienste „um die Demokratie und das kulturelle Leben in der ganzen Welt“ entgegennahm, gab er im Adlon ein Statement, das deutlich machte, wieso der Präsident der Amerikanischen Handelskammer in Deutschland, Fred Irwin, es als „große Ehre“ empfand, dem langjährigen Chefdirigenten der New Yorker und Londoner Philharmoniker und des Leipziger Gewandhausorchesters auch diesen Preis noch überreichen zu dürfen.

Mit unbewegtem Gesicht hatte er zunächst eine kurze Laudatio angehört, die nicht nur sein überragendes musikalisches Werk würdigte, sondern auch sein politisches Engagement und seinen Beitrag zum Gelingen der friedlichen Revolution im Herbst 1989 .

„In der Musik habe ich immer versucht, die höchste Vollendung zu erreichen“, sagte er. Die bleibe aber versagt, es gebe nur das ewige Streben danach, die Werke der großen Komponisten so zu spielen, wie sie eigentlich gemeint sind. Wenn es aber gelänge, die Welt in einen Konzertsaal zu bekommen und Beethovens Neunte in Vollendung zu spielen, wäre dort die friedlichste aller denkbaren Welten versammelt.

Gerade Deutschland müsse wieder lernen, welche große Rolle Musik bei der Bildung junger Menschen spielt. Masurs eigener Sohn studiert derzeit bei Thomas Quasthoff Gesang. Wer nur nach Macht und Geld strebe, verliere die wichtigsten Dinge. „Ich bin ein Mann, der Weisheit besitzen sollte, aber ich bin immer noch jung, und ich werde weiterträumen“, sagte der 79-Jährige, der erst zwei Tage zuvor ein Konzert in Tokio dirigiert hatte, und noch darüber nachdenkt, wie er am Ende des Jahres in Israel den Menschen erklärt, warum die 9. Sinfonie von Beethoven derzeit genau die richtige Musik für sie ist. Sein leidenschaftliches Plädoyer für Hoffnung, gegenseitigen Respekt und Optimismus, machte es fast unmöglich, seinem Nachredner, einem Manager, der etwas über die „Kernkompetenz von Künstlern“ erzählte, halbwegs konzentriert zuzuhören.

Auf die Frage, was Deutschland und Amerika voneinander lernen können, sagte er, dass Amerikaner schwierige Dinge hinnehmen, ohne zu klagen. In Deutschland werde trotz des großen Wohlstands zu viel geklagt. „Wir müssen aufpassen, dass wir damit nicht zu viel Energie verschwenden.“ Und: In Deutschland könne es gelingen, respektiert zu werden, aber geliebt zu werden sei eine andere Sache. Da müsse man immer mit 50 Prozent Neidern rechnen. „In den USA liebt man den Erfolg.“ Die Amerikaner hingegen könnten von der deutschen Gesundheitspolitik lernen.

Richard Holbrooke, der als Laudator eingeflogen war, verpasste das frühe Statement. Die beiden kennen sich aber aus vielen Begegnungen seit Holbrooke Anfang der 90er Jahre US-Botschafter in Deutschland war.

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