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Berlin: Ein Rundweg mit 15 Stationen

Das neue Dokumentationszentrum Topographie des Terrors soll 2009 fertig sein

Vom elften Stock des „Europahauses“ an der Stresemannstraße ist das Gelände in seiner ganzen Größe zu überblicken: Das auffallende Grün des Robinienwäldchens, viel Brache, eine Baugrube, der Info-Pavillon, der Ausstellungsgraben an der Mauer. Ein harmloses Bild vom einstigen Schreckensareal, auf dem die Geheime Staatspolizei, das Reichssicherheitshauptamt und der SS-Sicherheitsdienst ihre Dienststellen hatten. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) ist am Freitag gekommen, um hier oben mit Andreas Nachama von der Topographie des Terrors und Vertretern des Bundes den Baustart für das neue Dokumentationszentrum zu verkünden.

Der 19-Millionen-Bau, je zur Hälfte von Bund und Berlin finanziert, soll Ende 2009 fertig sein. Komplett ausgestattet, was weitere vier Millionen Euro kostet, wird er vermutlich zum 8. Mai 2010 eröffnet werden, dem 65. Jahrestag des Kriegsendes. Bauherr ist der Bund. Kulturstaatsminister Bernd Neumann, der kommen wollte, hat sich wegen dringender Termine entschuldigen lassen.

Geplant ist hinter dem Ausstellungsgraben an der Niederkirchnerstaße ein zurückhaltend wirkendes, zweistöckiges Ausstellungsgebäude, das die Architektin Ursula Wilms vom Büro Heinle, Wischer und Partner entworfen hat. Die Landschaftsplanung für das ehemalige Prinz-Albrecht-Palais-Gelände stammt von Heinz Hallmann. Wowereit spricht von herausragender Architektur, von neuer Chance. Die Besucherzahlen, schon jetzt jährlich eine halbe Million, würden steigen. Wowereit will auf den ersten Neubauversuch, der vor 12 Jahren begann und nach einer Kostenexplosion 2004 als Torso mit Abriss endete, nicht näher eingehen. Damals setzte der Senat als Bauherr der Entwürfe des Schweizer Architekten Peter Zumthor rund 17 Millionen Euro in den Sand. Andreas Nachama sagt, es werde nicht alles, was bei Erdarbeiten noch an Spuren gefunden werde, ausgestellt. Man wolle keine Ausgrabungsstätte, „kein Pompei“ sein. Dann erläutert die Architektin ihren Entwurf. Nach der Überarbeitung sei auch das in den Nachkriegsjahren gewachsene Robinienwäldchen gesichert, als Zeugnis der Vergangenheit, des Vergessens und Verdrängens. Der geplante Rundweg mit 15 Stationen wird auch durch dieses Wäldchen führen. Den aktuellen Baufortschritt dokumentiert jetzt eine Web-Cam auf dem Dach des Martin-Gropius-Baus.

Das abgeräumte Gebiet war durch die Internationale Bauausstellung in den achtziger Jahren ins öffentliche Interesse gerückt, seit 1987 wird auf dem einstigen Gestapo-Gelände die Dokumentation Topographie des Terrors unter freiem Himmel gezeigt. Dafür wurden Zellenfundamente freigelegt, Schautafeln informieren über Täter und Opferschicksale. 1992 wurde der Bau eines Besucherzentrums beschlossen. Nun hat der Bau (wieder) begonnen.C. v. L.

Mehr zum Thema im Internet:

www.topographie.de

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