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Berlin: Ein seltsames Paar

Max Raabe präsentiert den Komiker Issey Ogata

Dieser Abend in Münster hat sich nachhaltig in sein Gedächtnis gebrannt, gut zwei Jahre liegt er zurück: Issey Ogata, der als der Woody Allen Japans gilt, steht seit gut einer halben Stunde auf der Bühne und schlüpft in verschiedene Charaktere. Er wirbelt von links nach rechts, verwandelt sich vor den Augen der Zuschauer von einem Hotelangestellten in eine Krankenschwester, in einen Arzt, gestikuliert, hyperventiliert und transpiriert – aber nichts passiert. Kein Lacher, kein Schenkelklopfer, kein Applaus. Das Publikum schweigt. Mit regungsloser Miene. Da muss der Komiker spontan eine Pause einlegen. Und tief Luft holen.

„Das war mein schlimmster Abend in 30 Jahren“, sagt Issey Ogata. In seiner Heimat ist er ein gefeierter Star. Bekannter als Harald Schmidt und Thomas Gottschalk zusammen. Doch Münster war für einen japanischen Großstadtneurotiker noch nicht bereit. Trotzdem gastiert Ogata nun in Berlin. Zwei Abende hintereinander spielt der 54-Jährige am Gorki-Theater sein Bühnenprogramm „Katalog des Großstadtlebens“, das von einem Simultandolmetscher übersetzt wird. Für den Fall, dass Ogatas Witze und Pointen nicht zünden sollten, hat er diesmal Vorsorge getroffen. Im Publikum: sein lieber Freund Max Raabe, bereit, „mit einem Riesensprung“ auf die Bühne zu kommen.

Kennengelernt haben sie sich vor zwei Jahren auf der Berlinale. Ogata hatte von dem schrägen Mann im Frack gehört, ein Konzert auf DVD gesehen und ihn spontan zu einem Essen mit Landsleuten eingeladen. „Da kam ich mir vor wie ein Fremdkörper“, sagt Max Raabe. Ganz so schlimm kann das nicht gewesen sein. Im vergangenen Jahr trat der Sänger auf Einladung Ogatas erstmals in Japan auf. Mit Erfolg. Im Mai fliegt er erneut rüber. hey

Maxim-Gorki-Theater, heute, 20 Uhr. Tickets: 16 Euro.

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