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Berlin: Ein Stuttgarter dreht am großen Rad

Rolf Schmidt, ein wohlhabender Schausteller aus Stuttgart, will den Spreepark retten. Mehrere Freunde hätten ihn angesprochen, sagt er, ob er in Berlin einsteigen wolle.

Rolf Schmidt, ein wohlhabender Schausteller aus Stuttgart, will den Spreepark retten. Mehrere Freunde hätten ihn angesprochen, sagt er, ob er in Berlin einsteigen wolle. "Momentan ist aber alles noch am Laufen", erklärt der Geschäftsmann nur kurz. Näher möchte er sich deshalb vorläufig nicht äußern. "Ich warte auf Antworten von verschiedenen Seiten", lässt er noch schnell wissen. Sollte der potenzielle Investor tatsächlich den maroden Vergnügungspark im Plänterwald übernehmen, wäre das sowohl für das Land Berlin als auch den Bezirk die beste Lösung. Interesse an der Weiterführung des Spreeparks haben beide Verwaltungen bereits bekundet.

Wie berichtet, hat sich vor rund zwei Wochen der langjährige Betreiber des Spreeparks Norbert Witte mit seiner Familie nach Peru abgesetzt. Er hinterließ dem Land Berlin einen Schuldenberg in Höhe von 780 000 Euro - seit 1999 hatte die Spreepark GmbH keine Pacht mehr bezahlt. Außerdem ist der Park im Plänterwald mit einer Grundschuld von gut zehn Millionen Euro belastet. Vor seiner Flucht hatte Witte sechs Karussells im Spreepark abbauen und von Hamburg nach Lima verschiffen lassen. Sein Anwalt Hans- Ludwig Trümper behauptet, dass diese Fahrgeschäfte Witte beziehungsweise dessen Kindern gehören.

In dieser Woche werden vom Gelände des Vergnügungsparks erst einmal die gefährlichen Giftstoffe abtransportiert, die dort vor einigen Tagen entdeckt wurden. Der Liegenschaftsfonds als Eigentümer des Geländes beauftragte damit eine Spezialfirma. Die Umweltkripo hatte auf dem Areal an der Spree unter anderem zwei Tonnen eines Unkrautvernichtungsmittels aus DDR- Beständen und zwölf Fässer Altöl gefunden. Das Pflanzengift ist mittlerweile wegen seiner Gefährlichkeit verboten. Beamte der Umweltkripo nahmen Bodenproben, um herauszufinden, ob das Mittel verwendet wurde, damit die Flächen zwischen den Fahrgeschäften und Imbissbuden frei von Unkraut bleiben. Der Liegenschaftsfonds übernimmt zunächst die Kosten für den Transport des Sondermülls. "Die Höhe der Summe wird zurzeit in unserem Hause ermittelt", erklärte gestern Irina Dähne, Pressesprecherin des Liegenschaftsfonds. Auch wenn die giftigen Fässer bald verschwunden sind, ein Teil des Parkgeländes gleicht trotzdem noch einer Müllhalde. Denn die "normalen" Abfälle bleiben vorerst zurück.

Berlin möchte das Spreepark-Grundstück nach Aussage des Geschäftsführers des Liegenschaftsfonds, Holger Lippmann, an den künftigen Betreiber verkaufen. Wie Hans- Ludwig Trümper bereits in den vergangenen Tagen mitteilte, wolle der "wohlhabende Schausteller aus Stuttgart auch die Schulden Wittes übernehmen". "Darüber wird noch verhandelt", sagt dazu auf Nachfrage Rolf Schmidt aus Baden-Württemberg. Bekannte des Schaustellers berichten von einer "riesigen Erbschaft", die der Schwabe angeblich gemacht haben soll. Kollegen aus Stuttgart bezeichnen Schmidt als "soliden Kollegen". "Er ist ein ordentlicher Geschäftsmann und seit rund 40 Jahren in der Branche", sagt Max-Rudi Weeber, erster Vorsitzender des Schaustellerverbandes Stuttgart. Schmidt gehöre ein Riesenrad und ein anderes Rundfahrgeschäft, sagt Weeber. Detailliert habe sich der Schausteller ihm gegenüber aber nicht zu seinen Berlin-Plänen geäußert.

Mehr darüber weiß offenbar Rechtsanwalt Trümper, der schon seit einigen Wochen mit dem Interessenten verhandelt. So plane Schmidt einen Vergnügungspark nach dem Motto "Klein, aber fein".

Die entstandenen Lücken auf dem Gelände wolle der Investor mit neuen Fahrgeschäften füllen, kündigt Trümper an. Vorhandene, wie beispielsweise das Riesenrad und die große Loopingbahn sollen technisch überholt und optisch aufgefrischt werden. Aus Trümpers Sicht habe der Schausteller aus Stuttgart "viel bessere Voraussetzungen zur Führung des Vergnügungsparks als Norbert Witte jemals hatte". Weil er über beträchtliche Summen Bargeld verfüge und deshalb nicht sofort darauf angewiesen sei, dass der Park schwarze Zahlen schreibe. Am gestrigen Montag trafen sich Hans-Ludwig Trümper und der Geschäftsführer des Liegenschaftsfonds, Holger Lippmann, zu einem Gespräch. Wichtigstes Ergebnis sei, so Sprecherin Dähne, dass der potentielle Investor bis zum 13. Februar sein Betreiberkonzept vorlegen soll.

Aus Sicht von Trümper würde mit dem neuen Investor auch endlich der von Norbert Witte immer wieder erwähnte Streit mit dem Land Berlin um mehr Parkplätze beendet. "Es existieren Pläne, direkt neben dem Verwaltungsgebäude, rund 500 Stellplätze zu errichten", sagt Trümper. Mit den bereits bestehenden sei das ausreichend.

Bürgermeister Klaus Ulbricht (SPD) hat sich bereits dafür ausgesprochen, die Bedingungen für einen wirtschaftlichen Betrieb des Parks zu verbessern. Wenn es nach Trümper und dem Schwaben ginge, würde die nächste Spreepark-Saison schon zu Ostern 2002 beginnen.

Steffi Bey

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