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Berlin: Eine Frau mit vielen Gaben

Schauspielerin Annabelle Mandeng hat sich Berlin zum Leben ausgesucht. Ihrer Karriere tut das gut

Dem Aussehen nach könnte sie Soul-Sängerin sein, doch musikalisch hat Annabelle Mandeng keine Götter neben Johann Sebastian Bach. „Er ist der Urvater präziser, durchdachter, intelligenter und trotzdem emotionaler Musik“, sagt sie. „Selbst Sting basiert auf Bach.“ So ist es nur folgerichtig, dass die 33-Jährige jetzt, nach Wetter- und Fitness-Sendungen, eine Klassik-Show im Fernsehen moderiert. Auch wenn „Sunday Night Classics“ den Begriff Klassik ziemlich weit fasst. „Die Sendung lässt Raum für Popmusik“, sagt Annabelle Mandeng. Unter Classics fallen dort auch Klassiker – zum Beispiel, dass Nina Hagen das Stück „Over the Rainbow“ aus dem Musical „The Wizard of Oz“ singt und die Münchner Symphoniker ein Beatles-Medley spielen. Es treten auch wirkliche Stars der Klassikszene auf, zum Beispiel die Sopranistin Cecilia Bartoli, Countertenor Andreas Scholl und der Geiger Maxim Vengerov (heute Abend um 22 Uhr im ZDF).

Früher hat Annabelle Mandeng in Köln gewohnt; vor zwei Jahren kam sie nach Berlin – eigentlich nur, weil ihr Leben ihr zu geordnet war. „Köln war sehr klein, ich habe dort die Ausstellung gemacht, das war okay, aber dann musste irgendwas Neues her“, sagt sie. Ausstellung? Ach ja, Frau Mandeng malt auch noch. Und obwohl Berlin mit seinem prallen Kulturangebot da genau richtig ist – die Wahl fiel eher zufällig. „Meine beste Freundin lebt hier, und dann lernte ich auch noch meinen Freund kennen, der ein Ost-Berliner Urgestein ist. Da dachte ich: Dann muss es ja wohl die Stadt sein.“ Mittendrin hat das Paar es aber nicht ausgehalten. Nach anderthalb Jahren Kreuzberg wohnen Mandeng und Volleyball-Profi Vincent Lange jetzt in Pankow. „Es gibt viel Grün – das brauche ich, denn ich bin ein Landkind“, sagt sie.

Auch „Landkind“ ist wohl im weitesten Sinne gemeint, denn aufgewachsen ist die frühere RTL-Wetterfee und „Fit for Fun“-Vorturnerin in Deutschland, Togo (Westafrika) und Pakistan. Ihr Vater ist ein kamerunischer Regierungsbeamter, die Mutter Deutsche. Auf der Bühne der amerikanischen Schule in Pakistan hatte Klein-Annabelle ihren ersten Auftritt. Auch ihre Modelkarriere begann in Pakistan. Vor allem aber sieht sich Mandeng als Schauspielerin. Auch auf diesem Feld lief das Jahr bisher gut für sie. Der Kinofilm „Donau“ mit Otto Sander und Robert Stadlober ist fertig und kommt im Sommer in die Kinos.

Und jetzt moderiert sie eben die „Sunday Night Classics“ als Nachfolgerin von Enie van de Meiklokjes an der Seite von Marco Schreyl. Optisch seien sie ein gutes Duo, meint Mandeng. Sie sei mit Absätzen so groß wie Marco Schreyl ohne, das sehe ganz gut aus. Beim Termin mit der Presse hat sie dafür aber dann doch keinen Blick. „Gott, diese Riesenhände“, stöhnt sie, als sich selbst im Video der Sendung sieht. Ihre wirklich großen Hände baumeln vor der knallroten Robe, die sie in der Sendung trägt. „Ich muss mir mal angewöhnen, die einzuziehen“, sagt sie und schiebt ihr dunkles, donnerndes Lachen hinterher. Man kann sagen, die Frau ist pragmatisch. Vielleicht ist das der Grund, warum sie sich zwischen ihren vier Karrieren nicht verzettelt. Denn dass eine, die das Wetter oder eingängige Musikbeiträge ansagt, als Schauspielerin überhaupt noch ernst genommen wird, ist nicht unbedingt selbstverständlich.

Einen Traum hat sie aber noch. „Ich würde wahnsinnig gern mal einen Actionfilm à la James Bond oder Tomb Raider machen“, sagt sie, „stilvoll, sexy und trotzdem intelligent.“ Das könnte durchaus noch was werden – so gut, wie das Jahr angefangen hat.

Fatina Keilani

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