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Die Sicht aufs Wasser ist in Berlin oft beschwerlich.

© dpa

Berliner Gewässer: Eine Stadt macht blau

Die Initiative Stadtgespräch fordert eine bessere Integration des Wassers in die Stadtentwicklung. Mehr Aufenthaltsplätze und Wege sollen angelegt werden, die Uferzonen offener gestaltet. Ändert Berlin seine Farbe?

Berlin ist nicht nur eine grüne Stadt. Es ist vor allem auch eine Stadt am Wasser, die als solche aber wenig wahrgenommen wird. Die Stadt sei ihren Gewässern nicht genügend zugewandt, so eine These der „AG Wasser“ der Initiative Stadtgespräch Berlin. Die Arbeitsgruppe ist eine Interessengemeinschaft von Institutionen, der unter anderem die Wasserbetriebe, die Heinrich Böll Stiftung sowie die Senatsverwaltung angehören. Seit 2010 leitet die Arbeitsgemeinschaft die Veranstaltungsreihe „Wasser bewegt Berlin“, um sich für einen nachhaltigen Umgang mit dem Rohstoff einzusetzen.

Auf der mittlerweile sechsten Veranstaltung am Dienstagabend wurden neue Anregungen zusammengetragen. Im Zentrum stand die Frage, wie die Berliner Gewässer in die Stadtentwicklung besser integriert werden können. Neben Experten aus Wissenschaft und Politik diskutierten vor allem auch Berliner selbst über Vorschläge zum zukünftigen Umgang mit Wasser. Ziel war es, die Bürger der Stadt in die Initiative mit einzubeziehen und ihre Bedürfnisse bekannt zu machen, so Bodo Weigert vom Kompetenzzentrum Wasser Berlin, das die Arbeit der Universitäten und der Unternehmen zum Thema zu koordinieren hilft.

Die zentrale Forderung des Abends: die Uferzonen der Gewässer sollten offener gestaltet und zu einem Ort zum Verweilen gemacht werden. Hierzu müssten die Uferwege näher am Wasser verlaufen und Picknickplätze angelegt werden. Auch der Bau von Stegen würde den Zugang zum Wasser erleichtern. Ein bereits seit längerem bestehender Wunsch der Teilnehmer ist außerdem, in der Spree baden zu können. Auch das Wohnen am Wasser wurde diskutiert. Städte wie Amsterdam, so hieß es, sollten ein Vorbild für zukünftige Projekte in Berlin sein. Die Freizeitnutzung der Uferbereiche wurde in der niederländischen Hauptstadt in den Baumaßnahmen eingeplant. Die Gebäude stehen aufgelockert und weit genug vom Ufer entfernt. Ein Versäumnis Berlins, fanden Teilnehmer. Hier ist die Bebauung meist zu dicht und versperrt die Sicht auf die Gewässer.

Ziel der Initiative ist es, eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen und an den Debatten um die Zukunft des Berliner Wassers zu beteiligen. „Wir wollen die Menschen für die Thematik sensibilisieren und ermutigen, ihre Wünsche und Ideen aktiv einzubringen“ sagt Weigert. Im Anschluss an die Veranstaltung sollen die einzelnen Vorschläge veröffentlicht und dem Senat für Stadtentwicklung vorgetragen werden. Diese Publikation sei als Anregung zu verstehen, erklärt Weigert. Man hoffe natürlich, dass sich die Politik den Forderungen der Stadtgespräche annimmt und sie in die Tat umsetzt.

Erste Ansätze für einen neuen Umgang der Stadt mit ihren Gewässern sind bereits zu beobachten. Mehrere Bauprojekte zum Wohnen am Wasser sind in Planung. So in Spindlersfeld in Köpenick, in Spandau am Schifffahrtskanal und an der Oberhavel sowie am Tegeler Hafen. Hier entstehen die ersten schwimmenden Häuser Berlins. Außerdem soll zwischen Jannowitzbrücke und dem Badeschiff in Alt-Treptow ein Uferweg angelegt werden. Berlin ist auf dem Weg, neben der grünen auch eine blaue Stadt zu werden.

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