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Berlin: Eine Taube auf der irakischen Fahne

Exilanten zwischen Angst vor Giftgas und Hoffnung auf Frieden

„Das irakische Volk lebt seit 30 Jahren in der Todeszelle“, ruft Aras Marouf in den Hörsaal der TU. Gemeinsam mit drei weiteren irakischen ExilOppositionellen will die Kurdin den Studenten erklären, „was Krieg wirklich ist“. Marouf sagt nicht, dass sie den Angriff der USA begrüßt. Aber sie sagt: „Wir haben Frieden und Freiheit verdient.“ Es geht ein Riss durch die knapp 3000-köpfige Gemeinde der Iraker in Berlin. Ein Mann im Publikum sagt: „Wir sind gegen den Krieg, den wir seit so langer Zeit ertragen müssen und hoffen, dass dieser Krieg alle weiteren beendet.“ Sein Freund denkt anders: „Man muss gegen jeden Krieg sein, in dem wieder Unschuldige sterben, und man muss gegen den schlimmsten Diktator der Welt sein.“

Auch die Mitarbeiter des irakisch-kurdischen Vereins Awadani sind gespalten. Wie lange hätte die Weltgemeinschaft noch tatenlos zusehen wollen, „wie dieser schreckliche Diktator 21 Millionen Menschen gefangen hält?“, fragt Bejan Suliman. Sein Kollege Aso Chengeane sagt dagegen: „Wir haben große Angst vor der irakischen Armee, die unsere Leute in Kurdistan mit Giftgas angreifen könnte, und vor dem türkischen Militär.“ Und die amerikanischen Truppen, die den Irak befreien wollten? „Keine Hoffnung“, sagt der Mann. An einem demokratischen Irak seien die USA bestimmt nicht interessiert. „Die wollen doch nur an das Öl.“ Auch auf die Vereinten Nationen und die Europäische Union als Friedenstruppen bräuchten die Kurden im Irak wohl nicht mehr zu warten. „Die Amerikaner und die Briten machen es nun alleine.“

Die Leute vom Irakischen Kulturverein nahmen am Abend an der Friedensdemo am Alexanderplatz teil. Zwei Frauen hatten eine Friedenstaube auf eine irakische Fahne genäht. Hier verteidigt niemand Saddam. „Der Angriff ist ein Bruch des Völkerrechts“, sagt der stellvertretende Vorsitzende Ahmad Hassan und betont, er sei „selbstverständlich gegen Saddam.“ Aber Demokratie könne man nicht exportieren. Es sei zu hoffen, dass die Opposition den „demokratischen und föderativen Irak“ von sich aus schafft. Aber für eine gemeinsame Aktion sei sie zu zersplittert. „Der Krieg muss beendet und das Regime friedlich entwaffnet werden“, sagt Hassan.-ry / fk

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