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Berlin: Eine Trophäe namens Potsdamer Platz

Daimler und Sony planen angeblich Verkauf

Von Sony gibt es überhaupt keine Stellungnahme. Und Daimler-Chrysler-Sprecherin Ute Wüest von Vellberg nennt die Gerüchte „reine Spekulationen, die wir nicht kommentieren“. Nur soviel ist klar: Die Immobilie am Potsdamer Platz gilt im Konzern als „nicht betriebsnotwendig“ – „eine Entscheidung über den Verkauf ist aber noch nicht gefallen“.

19 Gebäude gehören Daimler-Chrysler am Potsdamer Platz, acht weitere Sony. Nach einem Bericht der „Financial Times Deutschland“ wollen beide Unternehmen ihre Immobilien verkaufen. Dazu habe Daimler die Investmentbank Merrill Lynch beauftragt, Sony die Investmentbank Drueker.

Über die Attraktivität des Standorts sage das aber nichts aus, heißt es aus dem Senat. „Wenn es so sein sollte, wäre es ein reines Immobiliengeschäft“, sagt Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linke). „Das hätte nichts mit der Frage von Standortentscheidungen zu tun.“ Zudem habe die Stadt schon beim Verkauf der Grundstücke darauf geachtet, dass die Interessen Berlins auch in Zukunft gewahrt würden, war aus der Senatsverwaltung für Finanzen zu erfahren. Ob in den Grundstückskaufverträgen tatsächlich geregelt ist, dass die Immobilien erst zehn Jahre nach Fertigstellung weiterverkauft werden dürfen, wurde nicht kommentiert.

Rund zwei Milliarden Euro hat Daimler in den Neunzigerjahren in die Bauten am Potsdamer Platz investiert, Sony etwa 750 Millionen. Branchenkenner sind skeptisch, ob es beiden Investoren gelingen würde, diese Summen bei Verkauf wieder herein zu bekommen.

Dass Daimler-Chrysler nicht unbedingt an seiner Immobilie festhalten will, ist bereits seit März vergangenen Jahres bekannt. Damals überprüfte der Konzern seinen gesamten Immobilienbestand und stufte etwa ein Drittel des Gesamtbesitzes als „nicht betriebsnotwendig“ ein. In der Folge wurden zahlreiche Immobilien verkauft, darunter auch ein Grundstück am Charlottenburger Salzufer.

In Marktkreisen wird die Einschätzung von Wirtschaftssenator Harald Wolf geteilt. Andreas Schulten, Immobilienexperte vom Marktanalysten BulwienGesa, glaubt etwa, dass ein Verkauf der Grundstücke keinesfalls gegen den Standort spräche: „Es würde nur bedeuten, dass die Konzerne die Gunst der Stunde nutzen.“ Die gegenwärtige Marktlage zeichne sich schließlich allgemein durch „niedrige Renditen, aber hohe Verkaufspreise“ aus. Und der Potsdamer Platz habe sich als attraktiver „Topstandort“ etabliert. Als mögliche Käufer kämen nach Schultens Ansicht die Investmentbanken Goldman Sachs oder Morgan Stanley in Frage. Doch weil es sich beim Potsdamer Platz um eine „Trophäen-Immobilie“ handele, kann sich der Experte auch vorstellen, dass deutsche, aktiennotierte Konzerne gegen die internationale Konkurrenz mitbieten werden. „Und es gibt genug Beispiele aus der Vergangenheit, dass sich deutsche Bieter durchsetzen können.“ Sebastian Leber

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