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Der Siegerkübel: Fast die Hälfte der Ladenbesitzer am Ku'damm will das Modell links auf den Bürgersteigen sehen.

© promo

Einkaufsmeile in Berlin soll schöner werden: Teure Kübel für den Ku'damm

Zu trostlos, zu wenig grün: Das Erscheinungsbild des Ku'damms müsse unbedingt aufgehübscht werden, meinte Gottfried Kupsch. Von Studenten der TU ließ er Entwürfe neuer Blumenkübel erstellen, vier kamen in die engere Auswahl. Günstig sind sie allerdings nicht.

Wie ein Siegertyp sieht dieser Blumenkübel nicht aus: Ein steriler grau-weißer Klotz, 70 mal 70 Zentimeter groß, der aus fünf unterschiedlich dicken Betonscheiben besteht. Auf den Seiten sind Gewächse eingraviert, die mehr an einen Park als an eine Prachtstraße erinnern. Aber so kann der erste Eindruck manchmal trügen, denn 44 Prozent der Ladenbesitzer auf dem Ku’damm haben sich bei einer Abstimmung zur Verschönerung der Shoppingmeile dafür ausgesprochen, dass der Blumenkübel „Discus“, dessen Prototyp gerade im Neuen Kranzler Eck ausgestellt wird, ab Anfang 2014 die Bürgersteige säumen soll.

Gottfried Kupsch, der für die AG City die Initiative „Ku’damm de luxe“ betreut, hatte die Abstimmung unter den 200 Geschäftsleuten ins Leben gerufen. Das Erscheinungsbild des Ku’damms müsse weniger trostlos und deutlich grüner werden, fordert Kupsch. Anfang 2013 ließ er von Studenten des TU-Instituts für Landschaftsbau und -architektur elf Entwürfe neuer Blumenkübel erstellen, vier kamen in die engere Auswahl.

Den größten Zusprach bekam der pflegeleichte „Discus“, dessen Scheiben individuell gestaltet werden können - und nicht nur in grau, sondern auch in sandfarben und anthrazit erhältlich sind. „Das sind keine Retro-Modelle, sondern moderne Entwürfe“, zeigt sich Kupsch zufrieden, obwohl die Abstimmung nur ein erstes Meinungsbild darstellt und keineswegs bindend ist. „Ich gehe davon aus, dass unterschiedliche Abschnitte des Ku’damms sich mit verschiedenen Modellen einrichten werden.“

Zunächst müssen die Ladenbesitzer aber entscheiden, ob sie sich die teuren Kübel – mit Preisen ab 1500 Euro ist „Discus“ das billigste Modell – leisten wollen. „Die werden doch sowieso nur umgeschmissen, -getreten, angepinkelt und zerstört“, beklagt sich der Geschäftsführer einer Boutique, die bereits zwei Blumenkästen vor den Schaufenstern stehen hat. „Ich werde bestimmt keine 1500 Euro für neue ausgeben.“ Ähnlich sieht man das bei Dolce & Gabbana, wenn auch aus gegensätzlichen Gründen. „Die großen Labels geben zig Millionen für Werbung aus, da werden sie auf Blumenkübel verzichten“, sagt Robert Susak, Angestellter in der Boutique.

Ronald Sedlatzek, Geschäftsführer des Juweliers Chopard, sieht das anders. „Der Ku’damm ist die Prachtstraße im Westen – und wichtig für unser Selbstverständnis als Berliner“, sagt er. Um mit der Atmosphäre anderer Shoppingmeilen – wie dem „Goldenen Dreieck“ in Mailand – mitzuhalten, müsse die Straße verschönert werden.

„Je attraktiver eine Gegend, desto höher sind schließlich auch die Besucherzahlen“, erklärt Sedlatzek pragmatisch. Er will sich als einer der Ersten die Blumenkübel Marke „Discus“ anschaffen. Bei seinen Nachbarn hat er noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten, damit die Shoppingmeile im nächsten Frühling groß aufblüht.

Kalle Harberg

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