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Berlin: Einsatz für die Frauen: Die Schokofabrik wird 30

Kein Strom, keine Heizung, dafür herausgerissene Leitungen, kaputte Böden, überall Taubendreck und ein großer Keller voller Wasser. Als 1981 eine Handvoll Frauen die seit 13 Jahren leer stehende „Schokoladenfabrik Greiser und Dobritz“ in der Kreuzberger Mariannenstraße besetzten, war nicht abzusehen, dass hier einmal auf über 1000 Quadratmetern in der „Schokofabrik“ Europas größtes Frauenzentrum entstehen würde.

Kein Strom, keine Heizung, dafür herausgerissene Leitungen, kaputte Böden, überall Taubendreck und ein großer Keller voller Wasser. Als 1981 eine Handvoll Frauen die seit 13 Jahren leer stehende „Schokoladenfabrik Greiser und Dobritz“ in der Kreuzberger Mariannenstraße besetzten, war nicht abzusehen, dass hier einmal auf über 1000 Quadratmetern in der „Schokofabrik“ Europas größtes Frauenzentrum entstehen würde. „Die Besetzung und Instandsetzung des Gebäudes nur durch uns Frauen, durch Künstlerinnen, Architektinnen, Ökologinnen und Aktivistinnen, war eine riesige Herausforderung. Und eine nicht weniger große Provokation für unsere Umwelt“, erzählt Mitbegründerin und Künstlerin Rotraud von der Heide. Sie gehörte der Künstlerinnengruppe „Schwarze Schokolade“ an und entwarf für das Haus das erste Dachgewächshaus Berlins. Zu Beginn seien Gegner des Projekts oft nachts eingebrochen und hätten unter anderem das Klavier mit Farbe überschüttet, erinnert sich die 68-Jährige.

Jetzt wird die Schokofabrik oder kurz „die Schoko“ 30 Jahre alt. Zur Jubiläumsfeier am gestrigen Freitag kam neben der Staatssekretärin für Frauen, Almuth Hartwig-Tiedt (Linke), auch der Bezirksbürgermeister von Friedrichshain- Kreuzberg, Franz Schulz (Grüne). Der 63-Jährige war bei den Feierlichkeiten im Eingangsbereich des angeschlossenen Hamams, einem türkischen Bad für Frauen, der einzige Mann. „Das langjährige intensive Engagement der Frauen für dieses Projekt ist außergewöhnlich“, sagte Schulz. Es sei fast ein kleines Wunder, dass die Schokofabrik trotz mancher finanziell schwieriger Zeiten nun so gut aufgestellt sei.

Rund 80 Frauen arbeiten heute in verschiedenen Bereichen des aus vier Häusern bestehenden Zentrums, das die Genossinnenschaft Schokofabrik Ende 2004 kaufte. Die Angebote reichen von Sportkursen und dem Hamam über Sozial- und Rechtsberatungen sowie Feministischer Bildungsarbeit bis hin zu einer Kita, einem Treffpunkt für Migrantinnen und einer Frauenmöbelwerkstatt. „So viel ist im Vergleich zu unserer damaligen Situation für die Rechte der Frauen inzwischen erreicht“, sagt von der Heide. Doch manchmal habe sie den Eindruck, dass Frauen heute wieder stärker aktiv in die Gesellschaft gehen und Prozesse anstoßen müssten. Denn eins sei klar: „Für uns Schoko-Gründerinnen war es nicht nur eine große Aufgabe, sondern auch eine große Befreiung, auf uns allein gestellt zu sein.“ Eva Kalwa

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