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Zu den bekannten Taxis sollen sich bald auch Premium-Modelle gesellen.

© imago

Einsteigen, bitte: Ab heute rollen VIP-Taxis durch Berlin

Sie haben nicht immer den besten Ruf: Berlins Taxi-Fahrer. Eine neue Initiative will das ändern. Erste Lektion: "Ohne 'Guten Tag" geht es gar nicht!". Jetzt dürfen zumindest schon mal Hotels die Autos buchen.

„Ohne 'Guten Tag' geht es gar nicht!“, sagt Detlev Freutel entschieden. Der Vorsitzende des Taxiverbands Berlin-Brandenburg ist Schulungsleiter einer Kursreihe, die das Taxigewerbe in Berlin verändern will. Aus mal muffigen, mal allzu redseligen Taxi-Fahrern sollen innerhalb von zwei Tagen weltgewandte Chauffeure werden, die Konversation machen, die Tür aufhalten und das Fahrzeug elegant um die Kurven führen. Das Berliner Taxigewerbe plant so, eine VIP-Flotte aufzubauen. Wie berichtet, soll das Angebot am heutigen Montag, 10. Februar, starten.

Rund acht Millionen Fahrten jährlich absolviert das Gewerbe in rund 7500 Fahrzeugen in Berlin. Dabei fallen „ein paar hundert Beschwerden“ an, wie Hermann Waldner, Geschäftsführer von Taxi Funk Berlin und Initiator der VIP-Taxen, berichtet. Schon knapp hundert Fahrer haben die Ausbildung durchlaufen, bis Juli sind die Kurse ausgebucht.

Waldner sieht den Vorstoß als erfolgversprechend an. „Bisher können nur einige Hotels und Restaurants den VIP-Service in Anspruch nehmen“, sagt er. Ab Herbst solle jeder Fahrgast in der Stadt ein solches Taxi bestellen können.

In der Schulung geht es zunächst um Gesetzestexte, Steuerfragen und Verkehrsrecht. „Was bedeutet eine gelbe Ampel?“, ist die Frage, mit der Kursleiter Freutel schon manchen hochnäsigen Kursteilnehmer aus der Fassung gebracht hat. „Die wenigsten wissen, dass es heißt: anhalten“, sagt er, der selbst jahrzehntelang Taxi gefahren ist.

Sauberkeit spielt eine wichtige Rolle

Die Sauberkeit des Fahrzeugs gehört für ihn schon zu den Fragen der Psychologie, die in dem Kurs ebenfalls eine große Rolle spielen. „Sauberkeit wird vom Fahrgast als Abwesenheit von Gefahr wahrgenommen“, erklärt er. Das Wohlbefinden des Fahrgasts sei das A und O des Gewerbes - so sein Credo.

Auf der Beschwerdeliste der Taxi-Unternehmen stehen Klagen über mangelnde Freundlichkeit oder unnötig lange Wegstrecken weit oben. „Außerdem die Frage: Warum quatschen die so viel?“, berichtet Freutel. Jetzt lernten die „Kutscher“, dass auf die rhetorische Frage des Fahrgasts „Wie läuft das Geschäft?“ nicht unbedingt die Lebensgeschichte des Fahrers folgen muss.

Auch die Fahrgäste sind nicht immer angenehm

Dabei bleibt der Preis für die Fahrt im VIP-Taxi derselbe wie im normalen Gefährt. Dafür sorgt das Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten Berlin. „Uns ist egal, was auf dem Taxi steht - der Tarif ist der gleiche“, sagt eine Sprecherin der zuständigen Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Alle Taxis unterlägen in der Stadt denselben Bedingungen. „Uns würde es allerdings freuen, wenn der höhere Standard sich bei den Taxis durchsetzen würde“, fügt sie hinzu.

Das hofft Waldner auch. Eine Beschränkung für den Schriftzug „V.I.P. Quality Taxi Service“, der auf den VIP-Taxen in Zukunft prangen wird, gibt es nicht. Wer die 40 Euro teure Schulung absolviert und die Abschlussprüfung ablegt, ist schon fast dabei. Außerdem muss das Zahlen mit EC- oder Kreditkarte im Auto möglich und das Fahrzeug sauber und gepflegt sein.

Besondere Anforderungen an den Wagentyp will Waldner nicht stellen. Bisher seien noch keine Fahrzeugmodelle aus Korea oder Rumänien in der VIP-Flotte. „Doch diese Fahrzeugbauer holen ja auf. Da will ich nichts generell ausschließen“, sagt er.

Jetzt müssen nur noch die Fahrgäste mitspielen und ihrerseits VIP-Verhalten zeigen - auch die Fahrer haben Kritik. Besonders wenn Fahrgäste zu viel getrunken haben, könnten sie anstrengend werden, berichtet Freutel. Manche Fahrgäste würden aggressiv, andere schmusig und umarmten den Fahrer von hinten. Oder der männliche Teil eines Paares kehre das Alphatier heraus, um die Liebste zu beeindrucken. „Ich sage meinen Teilnehmern immer: Ihr kriegt die Leute, wie sie sind. So ist das Leben“, sagt Waldner. (AFP)

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