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Berlin: Einzigartige Augenkrebstherapie bleibt in Berlin

Protonenstrahl-Zentrum sollte geschlossen werden Nun führt die Charité die teure Anlage weiter.

Berlin bleibt nun doch Standort für ein bundesweit einzigartiges Protonentherapie-Zentrum zur Behandlung von Augenkrebs. „Die Charité wird ab dem 1. Januar 2007 die Anlage am Hahn-Meitner-Institut (HMI) allein nutzen und die Kosten dafür komplett übernehmen“, sagte Wissenschaftssenator Thomas Flierl (Linkspartei/PDS) dem Tagesspiegel. Das habe der Strukturausschuss im Charité-Aufsichtsrat am Freitag entschieden. Außerdem übernimmt das Universitätsklinikum drei Medizinphysiker des HMI für den Betrieb der Anlage.

In diesem Jahr werden im Zehlendorfer Institut voraussichtlich rund 150 Patienten mit dem Protonenstrahl behandelt. Im Gegensatz zur chirurgischen Entfernung des Augenkrebses, die oft mit der Erblindung des betroffenen Auges einhergeht, verlieren bei der Bestrahlung weniger als 15 Prozent der Patienten ihr Augenlicht. Denn der hochpräzise Protonenstrahl zerstört die winzigen Tumore am Sehnerv, ohne das umliegende gesunde Gewebe zu schädigen.

Ursprünglich sollte das 1998 in Kooperation mit der Charité gebaute Therapiezentrum zum Ende des Jahres schließen. Das hatte die größtenteils vom Bund finanzierte Forschungsorganisation Helmholtz-Gesellschaft, zu der das HMI gehört, gegen die Stimme des Senats entschieden, weil der wissenschaftliche Nutzen des Protonenstrahlers zu gering und die Kosten dafür zu hoch seien. Jährlich kostet der Betrieb der Anlage rund sieben Millionen Euro.

Doch der Charité-Vorstand wolle im Interesse der Patienten und des wissenschaftlichen Know-Hows an diesem Angebot festhalten wolle, sagte Flierl. Denn das Therapieverfahren ist vom Direktor der Charité-Augenklinik am Benjamin-Franklin-Klinikum, Michael Förster, entwickelt worden. Seit 1998 wurde hier mehr als 750 Patienten geholfen.

Allerdings kommt durch die Übernahme ein Defizit auf die Charité zu. Bisher zahlen die Krankenkassen für diese Behandlung pro Patient 13 700 Euro. Das ist nach Charité-Schätzungen nicht kostendeckend. Dafür wären 15 600 Euro pro behandelten Kranken nötig. Macht 2007 bei rund 155 erwarteten Patienten ein rechnerisches Defizit von fast 300 000 Euro. Die Charité führe bereits mit den Krankenkassen Verhandlungen, um über höhere Behandlungsentgelte für die Patienten die Mehrkosten aufzufangen. Es sei im Interesse Berlins, diese bisher bundesweit einzigartige Anlage zu erhalten, sagt Flierl. Zuvor hatten auch die Oppositionsparteien die Schließung der Therapieeinrichtung heftig kritisiert.

Die Charité will ihre Möglichkeiten zur Behandlung von Krebs mit Hilfe von Protonenstrahl-Geräten sogar noch weiter ausbauen und prüft nach Flierls Angaben die Kooperation mit privaten Investoren. Damit wolle sich der Aufsichtsrat auf seiner Sitzung am 15. September beschäftigen. Derzeit gibt es mehrere Pläne zum Aufbau von solchen Spezialtherapiezentren in der Stadt. Denn mit den Geräten der neuesten Generation ließen sich auch andere Tumorarten effektiv und gewebeschonend behandeln.

Auch in anderen Bundesländern, beispielsweise in Bayern, Baden-Württemberg oder auch in Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein, wird an solchen Projekten gearbeitet. Bundesweit würden sich aber nur drei bis fünf solcher Behandlungsplätze rechnen, sagt Flierl. „In Berlin muss eine dieser modernsten Therapieeinrichtungen entstehen.“ Deshalb sei der Weiterbetrieb des Protonenstrahlers am HMI auch so wichtig.

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