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Gerade Polizisten, die viel draußen arbeiten müssen, frieren trotz Funktionskleidung.

© dpa

Eisige Temperaturen in Berlin: Wie es sich bei Minusgraden arbeitet

Polizisten, Zusteller, Promoter – auch bei Frost müssen sie nach draußen. Wie sie sich warm halten und was ihnen im Winter zusteht.

Da stehen sie, bei jedem Wetter und natürlich auch jetzt in der Kälte, denn Werbung kann nicht warten. Am Potsdamer Platz stehen mehrere Vertreter von Busunternehmen und verteilen Flyer für ihr touristisches Angebot. Sie fallen auf mit ihren roten und gelben Jacken, unter denen man viele Pulloverschichten vermuten kann. Mit Winterschuhen und in dicke Wollschals eingewickelt, trotzen sie der Kälte. Camilo Rogge ist einer von ihnen. Bis zu sieben Stunden am Tag preist er Stadtrundfahrten an.

Seine Strategie gegen den Frost: Er zieht die Arbeitskleidung erst vor Ort an. „In der Bahn ist es viel zu warm, und wenn man erst einmal schwitzt, friert man viel schneller.“ Außerdem kleidet er sich nach dem Zwiebelprinzip – vier Socken und drei Pullover trägt er unter der bunten Arbeitsjacke. Warme Getränke sorgen für die Wärme von Innen.

In Berlin hält vor allem die Tourismusbranche den eisigen Temperaturen stand. Souvenirverkäufer, Wachmänner am Checkpoint Charlie, Straßenkünstler und -musiker arbeiten auch auf der Straße, wenn die Touristen mit eingezogenem Kopf, Händen in den Jackentaschen und dickem Schal von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit ziehen. Hotelportiers empfangen auch bei kaltem Wetter die Gäste mit einer warmen Begrüßung, Kutscher treiben ihre Pferde durch die Prachtstraße Unter den Linden, aus den Nüstern dampfen große Wolken.

Eine Grundausstattung an Arbeitskleidung wird zur Verfügung gestellt

Das Tief „Axel“ zeigt sich frostig: Kälte, Sturm und Eisregenschauer machen jeden Gang nach draußen zur Herausforderung. Schneematsch und glatte Bürgersteige bringen Passanten, Rad- und Autofahrer ins Rutschen. Für Camilo Rogge hört die Kälte aber nicht auf, wenn er am Arbeitsplatz ankommt – sie fängt dann erst richtig an. Auch Briefträger, Streifenpolizisten oder privates Sicherheitspersonal bekommen den Winter heftig zu spüren. Pizzalieferanten und Bauarbeiter radeln und werkeln auch bei minus vier Grad.

Den Ordnungshütern wird immerhin eine Grundausstattung an Arbeitskleidung zur Verfügung gestellt, erklärt Benjamin Jendro, Sprecher der Gewerkschaft der Polizei. Dazu gehören Funktionshosen, verschiedene T-Shirts und mehrere Jacken für warmes und kaltes Wetter. „Mit einem jährlichen Budget von 150 Euro können die Kollegen selbst nachrüsten und Handschuhe, Mützen oder warme Innenfutter für die Jacken kaufen“, sagt Jendro. Kürzungen der Schichtzeiten gibt es wegen „Axel“ aber nicht.

Täglich stehen die Polizisten vor Botschaften, am Brandenburger Tor und an anderen wichtigen Orten, zeigen Präsenz bei Demonstrationen. „Viel mehr Beschwerden gibt es im Sommer, wenn sie ohne Sonnenschutz und ausreichende Wasserversorgung mit voller Arbeitsmontur in der Hitze auf ihren Posten bleiben müssen.“ Über die Kälte murrt demnach selten einer, aber manchmal, das stimmt schon, wünschten sich gerade die Kräfte, die Gebäude sichern, an manchen Tagen noch etwas wärmere Kleidung.

Auch im Bereich Post und Logistik muss Funktionskleidung bereitgestellt werden. Briefe und Pakete müssen natürlich auch bei Eiseskälte zugestellt werden, aber kleine Pausen zum Aufwärmen werden in der Regel gebilligt. Wenn es allerdings ganz schlimm kommt – spiegelglatt vereiste Straßen und Schneeberge –, liegt es laut der Gewerkschaft Verdi im Ermessen des einzelnen Zustellers, ob die Sendung pünktlich beim Empfänger ankommt.

Zum Glück ist Berlin davon noch weit entfernt. Und wem die Kälte zu viel wird, sollte an Schmiede, Saunaaufgießer, Fitnesstrainer, DJs und Köche denken. Gegen ein wenig Abkühlung haben sie nichts einzuwenden.

Lea Dortschy

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