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Thilo Sarrazin wird nun doch in Berlin diskutieren.

© ddp

Eklat schon vor Beginn: Diskussionspartner will nicht mit Sarrazin aufs Podium

Nach den umstrittenen Aussagen des Veranstalters Urania hat Filmproduzent Walid Nakschbandi seine Teilnahme an der Diskussion mit Thilo Sarrazin heute Abend kurzfristig abgesagt.

Wer mit einem Eklat gerechnet hatte, musste nicht bis zur Ankunft von Thilo Sarrazin in der Urania heute Abend warten. Bereits am Vormittag hatten umstrittene Aussagen des Veranstalters das Podium vorübergehend gesprengt: Filmproduzent Walid Nakschbandi sagte daraufhin rechtzeitig ab. „Für den Veranstalter sind die Rollen klar verteilt und deshalb auch keine offene sowie faire Diskussion mehr möglich“, sagte er dem Tagesspiegel. Für den Veranstalter hatte Ulrich Schreiber am Dienstag erklärt: „Die öffentliche – fast muss man sagen – Hinrichtung Sarrazins ist unerträglich.“

Damit wäre Nakschbandi, zugespitzt formuliert, die Rolle des Täters in der Diskussion über das umstrittene Buch des Bundesbankers zugefallen, der sein Amt infolge des öffentlichen Drucks nach seinen Thesen über „ein bestimmtes JudenGen“ niedergelegt hatte. Die Veranstaltung sollte ohne Nakschbandi stattfinden. Es wurde rasch für Ersatz gesorgt. Auf der Urania-Website hieß es bereits am Nachmittag: „Am neunten Tag nach Erscheinen des Buches werden der Autor Thilo Sarrazin, der Regisseur Ali Samadi Ahadi, der Journalist Matthias Matussek und der Autor Jürgen Neffe über Alternativen der Migrationspolitik und über die Diskussionskultur in Deutschland sprechen.“

Just dies aber hält Nakschbandi unter diesem Vorzeichen für nicht möglich: „Die Organisatoren hatten die Rollen bereits verteilt, da ist keine anständige Debatte über das Buch, seine Thesen und vor allem über die Diskussionskultur in unserem Land mehr möglich“, sagte er. Über die politische Kultur im Lande habe er reden wollen. Dies habe er auch den Veranstaltern in einem Vorgespräch vorgeschlagen, die demnach ihrerseits die Idee freudig aufgegriffen hatten. Doch diese Pläne seien durch die „naive Äußerung“ Schreibers in dem Interview durchkreuzt worden. „Da bin ich konsterniert, wenn man bedenkt, dass dies die Träger des Berliner Literaturfestivals sind.“

Veranstalter Schreiber war am Freitag nicht zu erreichen. Bei der Urania hieß es: „Wir bedauern sehr, dass Herr Nakschbandi nicht an der Podiumsdiskussion teilnehmen will.“ Die Brücken seien aber nicht abgebrochen. Die Urania plane eine eigene Veranstaltung mit Nakschbandi. Urania-Direktor Ulrich Bleyer erklärte: „Abzusagen und damit kontroversen Thesen kein Podium zu bieten, das ist nicht unser Weg.“ In den vergangenen Tagen habe man ihn dazu aufgefordert, Populismus und Rassismus nicht salonfähig zu machen, um den gesellschaftlichen Schaden zu begrenzen. Für Bleyer sei „diskutieren, nicht protestieren“ der richtige Weg. „Die Urania ist ein Haus der Argumente, nicht der Transparente.“

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