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Berlin: Elite-Hochschule will im Herbst im Staatsrat starten

Gerhard Cromme ist sich seiner Sache sehr sicher. „Der Senat hat uns zugesagt, dass das Staatsratsgebäude der ,European School of Management and Technology‘ zur Verfügung gestellt wird.

Gerhard Cromme ist sich seiner Sache sehr sicher. „Der Senat hat uns zugesagt, dass das Staatsratsgebäude der ,European School of Management and Technology‘ zur Verfügung gestellt wird.“ Zwar gehört das Staatsratsgebäude dem Bund, und folglich kann der Senat gar nicht zusagen, dass es der „European School of Management and Technology“ (ESMT) mietfrei zur Verfügung gestellt wird. Und das weiß natürlich auch der frühere Chef und jetzige Aufsichtsratsvorsitzender von Thyssen-Krupp. Er ist Koordinator der Initiative zahlreicher großer deutscher Unternehmen für eine private Wirtschafts-Hochschule für den deutschen und europäischen Führungskräfte-Nachwuchs.

Aber Cromme weiß vor allem, wie sehr jede Landesregierung sich um diese Schule reißen muss (und im Vorfeld gerissen hat). Über einen Alternativstandort in Berlin habe die Initiative nicht nachgedacht, sagte er gestern. „Wir bieten eine bedeutende Leistung in der deutschen Hauptstadt an und erwarten die Gegenleistung, dass der Senat seine Zusage einhält“, fügte Cromme stählern lächelnd hinzu. Heißt: Wenn die ESMT das Staatsratsgebäude nicht bekommt, wird es sie in Berlin nicht geben. Sie würde dann wohl nach München ziehen – die Stadt soll ohnehin zum zweiten Standort der Hochschule werden. Aus informierten Kreisen ist zu erfahren, dass einige Unternehmen sogar ihre finanzielle Unterstützung der Schule an den Sitz im Staatsratsgebäude gebunden haben. Der Senat hatte wohl nie eine Wahl. Und kaum zu erwarten ist, dass Finanzminister Hans Eichel oder Bundeskanzler Gerhard Schröder (beide SPD) der Wirtschaft den Wunsch noch abschlagen. Der Gesichtsverlust aller Beteiligten wäre enorm.

Heute Nachmittag trifft sich Cromme zum Gespräch mit Schröder, Eichel und dem Regierenden Bürgermeister. Der Bundestag muss nicht gefragt werden. „Wir planen bereits die Eröffnungsfeier am 31. Oktober“, sagte Cromme. Hoffnungen, die ESMT könne sich das denkmalgeschützte Gebäude mit mehreren Kulturinstitutionen teilen, die dort, wie berichtet, ein öffentliches Austellungs- und Debattenzentrum einrichten wollen, erteilte er eine Absage: „Wir brauchen einen Großteil des Gebäudes, auch den Flügel an der Breiten Straße.“

Wenn sich die tragende Stiftung mit 100 Millionen Euro Kapital im Herbst konstituiert hat, wird es jedoch zunächst nur Kurz-Seminare geben. Der reguläre Lehrbetrieb im Studiengang „Master of Business Administration“ (MBA) soll erst im Frühjahr 2004 aufgenommen werden. In rund acht Jahren, so schätzt der Gründungsdekan Wulff Plinke, wird der Lehrkörper die Soll-Stärke von 60 Vollzeit- und 20 Gastprofessoren erreicht haben. Angeboten wird dann neben dem einjährigen Vollzeit-MBAStudium ein zweijähriges berufsbegleitendes Studium, zudem ein Studiengang Öffentliche Verwaltung, Schwerpunkt-Lehrgänge und Fortbildungsseminare. Für ein Doktorandenprogramm strebt die Hochschule das Promotionsrecht an. Unterrichtssprache wird Englisch sein.

„Wir brauchen diese Business School mit hochqualitativem Anspruch in Deutschland, da uns sonst die besten jungen Leute weglaufen und nicht wiederkommen“, begründete Cromme das Engagement der Wirtschaft. Das Studium an der ESMT setzt einen Hochschulabschluss in Wirtschaft, Jura, Medizin oder Ingenieurswissenschaft und mehrere Jahre Berufserfahrung voraus, dazu wird es eine Aufnahmeprüfung geben. Jährlich sollen rund 500 Absolventen einen akademischen Abschluss erwerben, dazu mehrere tausend Manager – besonders auch aus Osteuropa – fortgebildet werden. Die Studiengebühren werden 30 000 Euro im Jahr betragen, Stipendien würden „strikt nach Leistung“ gewährt, hieß es. Holger Wild

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