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Lernen im Klassenzimmer: Viele Eltern in Berlin wollen nicht, dass ihre Kinder bereits mit fünf Jahren die Schulbank drücken.

© dpa

Ende der Sommerferien: Eltern wollen Kinder später einschulen

Früheinschulung von unter Sechsjährigen. Diese Streitfrage kocht nun zum Schulbeginn wieder hoch. Immer mehr Eltern stellen Anträge auf Rückstellung ihrer Kinder. Bildungssenatorin Sandra Scheeres will am System festhalten - vorerst zumindest.

In Berlin wächst die Kritik an der Früheinschulung von Kindern unter sechs Jahren. Die Schulen hätten es wegen ausgebliebener Fortbildungen und personeller Mittel überwiegend nicht geschafft, sich auf die jüngeren Schüler einzustellen, lautet die Einschätzung von Eltern, Bildungspolitikern, Schulärzten und Wissenschaftlern. Deshalb würden immer mehr Anträge auf eine verspätete Einschulung gestellt. Im vergangenen Jahr galt dies für knapp 2300 Kinder.

Im aktuellen Schuljahr, das heute beginnt, ist die Zahl der Rückstellungen in mehreren Bezirken weiter angestiegen. Dies ergab eine Umfrage des Tagesspiegel. Allein im Bezirk Lichtenberg gingen mehr als 300 Anträge von Eltern ein. Mit Unverständnis reagierten CDU, Grüne und Landeselternausschuss sowie die Lehrergewerkschaft GEW darauf, dass die Auswirkungen der Früheinschulung seit der Einführung im Jahr 2005 nie wissenschaftlich ausgewertet wurden.

Berlins Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) bestätigte, dass ihre sozialdemokratischen Amtsvorgänger auf eine Evaluation des Berliner Sonderwegs bei der Früheinschulung verzichtet haben. Allerdings gehe sie aufgrund ihrer bisherigen Gespräche mit Lehrern und Rektoren davon aus, „dass die Schulen damit gut zurechtkommen“. Andernfalls sei sie aber „interessiert, dies auch vor Ort zu erfahren“, sagte sie. Scheeres verteidigte die Entscheidung, dass nicht die Amtsärzte, sondern ausschließlich die Eltern Rückstellungen für ihre Kinder beantragen können. Sie gehe davon aus, dass die Eltern „in den meisten Fällen sehr gut einschätzen können, ob ihr Kind schon reif für die Schule ist“. Landeselternsprecher Günter Peiritsch plädiert hingegen für eine Neuregelung. „Die Spatzen pfeifen es von den Dächern, dass die Kinder zu jung sind“, sagte er.

Berlin ist das einzige Bundesland, in dem die Kinder bereits im Sommer eingeschult werden müssen, wenn sie bis zum 31. Dezember ihr sechstes Lebensjahr vollenden. Zwei Bundesländer, Bayern und Nordrhein-Westfalen, hatten ihre Vorhaben zur Einschulung Fünfjähriger wegen der massiv gestiegenen Anträge auf Rückstellungen gestoppt.

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