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Berlin: Ende einer Utopie – Planer nehmen Abschied von der autofreien Stadt Jetzt ist es amtlich: Busse und Bahnen sind keine echte Alternative

Die einstige Utopie der „autofreien Stadt“ ist zerplatzt. Auch in Zukunft wird das Auto den höchsten Anteil am Verkehr haben.

Die einstige Utopie der „autofreien Stadt“ ist zerplatzt. Auch in Zukunft wird das Auto den höchsten Anteil am Verkehr haben. Neue Straßen sind aber bis auf wenige Ausnahmen nicht geplant. Dafür soll es mehr gebührenpflichtige Parkplätze – mit unterschiedlichen Gebühren – geben. So sieht es zumindest der neue Stadtentwicklungsplan Verkehr „Mobil 2010“ vor.

„Das Auto ist und bleibt in vielen Bereichen das schnellste Verkehrsmittel“, ist Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) überzeugt. Es bleibe unverzichtbar und sei anderen Verkehrsträgern häufig überlegen. Mit einem verbesserten Nahverkehr werde es nur gelingen, den Anstieg des Autoverkehrs zu verlangsamen. Allein in der Innenstadt hat er seit der Wende um 30 Prozent zugenommen.

Ziel der Planer war es einst, den Anteil des Autoverkehrs am Gesamtverkehr im Zentrum auf 20 Prozent zu beschränken. Doch dafür fehlen die Voraussetzungen. Noch gibt es keinen ausgewiesenen Straßenring, auf dem die Innenstadt komplikationslos umfahren werden kann. „Intelligente Ampelschaltungen“, so Strieder, sollen in Zukunft Autofahrer dazu bewegen, die Innenstadt zu meiden, wenn ihr Ziel nicht dort liegt – auch wenn der Tunnel unter dem Tiergarten 2005 fertig sein wird. „Wir bieten Anreize und wollen keine Verbote erlassen“, beschreibt Strieder dieses Programm. Insgesamt soll der Durchgangsverkehr halbiert werden. Entlastung fürs Zentrum erhofft sich Strieder auch durch den Weiterbau der Autobahn A 100 von Neukölln Richtung Treptower Park, die im Programm bleibt. Auch ohne weitere Neubauten bleibe Berlin eine „Traumstadt für Autofahrer“, schwärmt Strieder.

Wie bei den Straßen sollen sich auch im Nahverkehr die Investitionen in Zukunft vor allem auf die vorhandenen Anlagen konzentrieren. Neue Straßenbahnstrecken soll es zunächst nur zum Hauptbahnhof-Lehrter Bahnhof geben. Nach 2006 ist auch der Bau einer Strecke zum Alexanderplatz und weiter zum Potsdamer Platz vorgesehen. Auch der Weiterbau der U 5 ist unterstellt, wenn der Anteil des öffentlichen Nahverkehrs wieder zunehmen soll. Berlin habe bereits „ein sensationell gutes Nahverkehrsnetz“, so Strieder. Das Angebot des Nahverkehrs müsse sich in Zukunft stärker an der Nachfrage orientieren. Das kann auch zu Einschränkungen führen.

Gefördert werden soll nach dem neuen Stadtentwicklungsplan vor allem der Radverkehr, etwa durch die Anlage weiterer Radrouten. Hier könne man, so Strieder, mit einem geringen Aufwand eine hohe Wirkung erreichen, zumal 45 Prozent aller Wege kürzer seien als drei Kilometer – ideal fürs Rad.

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