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Berlin: Er kann es nicht lassen

Es ist leicht zu übersehen, das Postamt am Britzer Damm 154. An einer stumpfen Ecke gelegen und hinter einen hohen Hecke versteckt, ist man auf der viel befahrenen Straße schnell daran vorbeigefahren.

Es ist leicht zu übersehen, das Postamt am Britzer Damm 154. An einer stumpfen Ecke gelegen und hinter einen hohen Hecke versteckt, ist man auf der viel befahrenen Straße schnell daran vorbeigefahren. Dreimal wurde das Amt im vergangenen Jahr überfallen, immer vom selben Täter. In diesem Jahr zuletzt am 2. Februar.

Der Täter, vermutlich ein etwa 30-jähriger Deutscher, ging immer nach dem selben Schema vor. Er wartete, bis sich keine Kunden mehr in der Filiale aufhielten, bedrohte dann die Angestellten mit einer Pistole, ging hinter den Tresen und nahm sich das Geld aus einer Schublade und flüchtete.

Unterschiedlich dagegen sind die Tatzeiten. Weder legte sich der Täter auf einen bestimmten Wochentag, noch auf eine bestimmte Uhrzeit fest. "Er kam früh am Morgen, aber auch kurz vor Feierabend", sagt der zuständige Kriminalkommissar KlausSchwob.

Die Beute war nie besonders groß. In jeder Postfiliale wird in größeren Mengen Bargeld in einem Tresor verstaut, der sich nur mit einer gewissen Zeitverzögerung öffnet. Warum der Mann trotzdem immer in diese Filiale zurückkehrte, ist für Schwob schnell erklärt. "Er hatte dort immer Erfolg, stieß nie auf Gegenwehr."

Außerdem ist die im Hochparterre gelegene Postfiliale auch von außen schlecht einzusehen. Die Polizei glaubt, dass dem Täter die Gegend um die Postfiliale herum nicht unbekannt ist. "Er scheint sich hier ziemlich sicher zu fühlen", sagt Schwob. So sicher, dass er während der letzten beiden Überfälle eine gelbe Jacke trug, mit auffällig reflektierenden Streifen.

Seit Montag steht ein Sicherheitsbeamter gleich neben der Eingangstür. Rot umrandet warnt das Wort "Sicherheit" an der Kleidung. Der Mann, von eher schmächtiger Statur, lässt sich nicht in die Karten blicken. Was er tun würde, wenn der Verdächtige jetzt durch die Tür käme? "Meine Pflicht", sagt er bedeutungsvoll. Und die besteht vor allem darin, potenzielle Täter abzuschrecken, wie die Polizei erklärt.

Wirklich sicher fühlen sich die beiden Angestellten hinter dem Tresen dennoch nicht. Sie, die schon mehrere dieser Überfälle miterlebt habe, komme jeden Morgen mit einem mulmigen Gefühl zur Arbeit, sagt eine Frau, worauf sie von ihrer Kollegin daraufhin hingewiesen wird, dass man doch nichts sagen dürfe, zur eigenen Sicherheit.

Die Polizei jedenfalls sieht sich nicht in der Lage, das Gebäude während der Öffnungszeiten zu bewachen. "Das lassen weder die geringe Beute, noch die unterschiedlichen Tatzeiten zu", sagt Schwob. Solche Raubüberfälle seien in Berlin zu häufig. Jeden Supermarkt und jede Post zu überwachen, die wiederholt überfallen worden seien, übersteige einfach die Kapazitäten.

Immerhin ist es einer Angestellten am 2. Februar gelungen, während des Überfalls per Knopfdruck die Kamera einzuschalten, so dass der Polizei inzwischen wenigstens ein Foto des Täters zur Verfügung steht. Eine heiße Spur fehlt dennoch. Deshalb bittet die Polizei um Hinweise unter der Telefonnummer 699 385 20.

Annekatrin Looss

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