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Berlin: Erst Standesamt, dann Arbeitsamt

Katholische Kirche droht Mitarbeitern, die eine Homo-Ehe schließen, mit Kündigung

Der katholischen Kirche steht ein Streit über den Umgang mit Homosexuellen ins Haus. Wie berichtet, droht Georg Kardinal Sterzinsky damit, diejenigen Mitarbeiter zu entlassen, die eine so genannte Homoehe eingehen. Damit setzt das Oberhaupt der Berliner Katholiken einen Beschluss der deutschen Bischofskonferenz um, die in der eingetragenen Partnerschaft einen schweren Verstoß gegen die Loyalitätspflicht sieht. Sterzinskys Edikt wird zwar erst am 1. September im Amtsblatt des Erzbistums veröffentlicht, gilt aber rückwirkend. Der Berliner Lesben- und Schwulenverband (LSVD) will nun gegen diese „Diskrimierung von Homosexuellen“ auf die Straße gehen.

Sterzinsky beruft sich auf die Grundordnung des kirchlichen Dienstes, die Teil eines jeden Arbeitsvertrages ist. Darin heißt es: „Von den katholischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wird erwartet, dass sie die Grundsätze der katholischen Glaubens- und Sittenlehre beachten." Die fristlose Entlassung drohe unter anderem dann, wenn ein Arbeitnehmer „eine nach dem Glaubensverständnis der Kirche ungültige Ehe" schließt. Man werde jetzt aber nicht alle Personalakten durchforsten, um möglichen homosexuellen Partnerschaften auf die Spur zu kommen, sagt der Sprecher des Erzbistums, Andreas Herzig. „Wovon wir keine Kenntnis haben, da werden wir auch nicht tätig.“ Und ein Verstoß gegen die Grundordnung bedeute auch nicht automatisch die Kündigung. „Es gibt verschiedene Hierarchiestufen, von denen eine unterschiedlich starke Loyalität erwartet wird.“ Diejenigen, die in der „Verkündigung der Lehre“ arbeiten, zum Beispiel in den Pfarreien, hätten bei Verstößen härtere Sanktionen zu erwarten, als diejenigen, die „als Putzfrau in einem katholischen Krankenhaus“ tätig seien.

Für die Caritas, den katholischen Wohlfahrtsverband, arbeiten in Berliner Kindertagesstätten, Krankenhäusern oder Beratungsstellen rund 1200 Angestellte. „Natürlich sind darunter auch Homosexuelle", sagt Barbara Schwemmer, Sprecherin der Berliner Caritas. Deshalb sei der Vorwurf, man diskriminiere Schwule und Lesben, absurd.

Bisher sei noch kein homosexuelles Paar mit dem Verbot in Konflikt geraten. Das könnte sich jedoch ändern. „Wir schätzen, dass in den katholischen Einrichtungen Berlins und Brandenburgs 1200 Lesben und Schwule arbeiten“, sagt der Geschäftsführer des Berliner LSVD, Jörg Litwinschuh. Jeder Zehnte von ihnen trage sich mit dem Gedanken, sich zu „verpartnern“. Jetzt liefen die Telefone in der Beratung heiß, sagt Litwinschuh. Helfen kann der LSVD aber wenig, denn: „Rechtlich ist das Homoehen-Verbot wasserdicht." Die Antidiskriminierungsrichtline der EU enthält eine Ausnahmeklausel für religiöse Organisationen. Danach können Kirchen von ihren Mitarbeitern verlangen, dass „sie sich loyal und aufrichtig im Sinne des Ethos der Organisation verhalten." Deshalb setzt der LSVD auf öffentlichen Druck, um das Verbot zu kippen. Am kommenden Mittwoch will der Verband vor der St. Hedwigskathedrale in Mitte protestieren. I.B.

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