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Baufeld West. Direkt am Tempelhofer Damm – zwischen dem alten Terminal und S-Bahnhof (rechts unten) – sollen die ersten 1700 Wohnungen entstehen. Das große Gebäude soll einmal die Landesbibliothek werden. 

© Simulation: Senat

Update

Wohnungsbau auf Flughafengelände: Erstbezug 2017 - Senat präsentiert Tempelhof-Plan

Kein Luxus, aber vielleicht sogar Zehngeschosser: Auf der Tempelhofer Freiheit entsteht das erste Viertel für Mieter. In vier Jahren könnten bereits die ersten Bewohner einziehen - vorher steht aber noch eine wichtige Abstimmung an.

Zufall oder geschickte Planung? Zwei Tage bevor die Aktivisten auf dem Flugfeld Tempelhof mit einer Party die Sammlung von 174 000 Unterschriften für das Volksbegehren gegen die Bebauung des Areals begehen, besetzte am Donnerstag Bausenator Michael Müller (SPD) das Feld. Begleitet von den Chefs der zwei landeseigenen Wohnungsgesellschaften Stadt und Land sowie Degewo und dem Vorstand der Genossenschaft Ideal stellte Müller die Pläne für dem Bau von rund 1700 Mietwohnungen vor, die Hälfte davon für Haushalte mit geringen Einkommen – und alles fest in öffentlicher Hand.

Von einem „gesamtstädtischen Interesse“ am Bau von Wohnungen sprach Müller und wies zugleich die Sorgen zurück, der Senat wolle „alles zubauen und nur Luxuswohnungen schaffen“. Das Gegenteil sei der Fall: Nur die Ränder des Feldes würden entwickelt und „mit mir wird es eine Bebauung der 230 Hektar großen Parklandschaft nicht geben“.

Die vielen Berliner auf der Suche nach günstigen Wohnungen dürften aber auch nicht an den Rand der Stadt abgeschoben werden, so Müller weiter. Und weil mindestens die Hälfte der neu entstehenden Wohnungen zu Mieten zwischen sechs und acht Euro je Quadratmeter und Monat nettokalt vermietet werden, entstehe auch dringend benötigter Wohnraum für Haushalte mit geringen Einkommen.

Bis zu zehn Stockwerke könnten die Häuser haben

Not tut die Realisierung des Vorhabens auch deshalb: Der Senat braucht das Geld aus dem Verkauf der landeseigenen Grundstücke – denn davon soll der Bau von Straßen, Plätzen und Versorgungsleitungen bezahlt werden und außerdem noch eine notdürftige Sanierung des Airport-Gebäudes. 150 Millionen Euro werden allein für die Sanierung veranschlagt. Am Ende wird der Senat Geld trotzdem aus den Landeskassen zuschießen müssen. Einen „niedrigen dreistelligen Millionenbetrag“, sagte Senatsbaudirektorin Regula Lüscher am Rande der Veranstaltung. Auf Nachfrage räumte Bausenator Müller ein, dass die angestrebte Finanzierung des Projektes aus dem Verkauf des Baulandes „eine Gratwanderung“ ist.

Falls höhere Kosten gedeckt und Grundstücke deshalb teurer verkauf werden, müssten diese möglicherweise auch dichter bebaut werden, damit sich das Projekt rechnet. Häuser mit bis zu zehn Geschossen könnten es am Ende sein, heißt es in gut informierten Kreisen. Bei der Stadt und Land hieß es, man werde fünf- bis siebengeschossige Häuser errichten, diese Höhe werde aber noch geprüft.

Erst der Volksentscheid, dann die Bagger

Zwar werde nun zügig an der Ausarbeitung der Baupläne gearbeitet, „aber es wird kein Bagger rollen, bevor der Volksentscheid entschieden ist“, so Müller. Erste Bauarbeiten sind aber ohnehin erst Anfang 2016 geplant, die Erschließung des Quartiers soll ein Jahr später vollendet sein. 2017 könnten dann vielleicht auch schon die ersten Bewohner einziehen. Die Aufstellung von Bauplänen und die Beteiligung der Bürger stehen noch aus. In diesem Jahr beginnt der Senat mit dem Bau eines Wasserbeckens, pflanzt Bäume und legt Wege an. Allerdings wächst der Widerstand gegen die Pläne. Zuletzt hatte sich die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) von Tempelhof-Schöneberg für den Bau von maximal 1000 Wohnungen auf dem ganzen Flugfeld ausgesprochen – der Senat plant 4700 Wohnungen.

So könnte es aussehen: Die vom Senat veröffentlichte städtebauliche Rahmenplanung aus der Vogelperspektive.

© Senat

Grünen-Fraktionschefin Antje Kapek warnte: „Im Haushalt ist kein Cent für eine soziale Wohnraumförderung eingestellt“, die aber braucht Müller zur Finanzierung günstiger Wohnungen. Der Vize-Fraktionschef vom Koalitionspartner CDU, Stefan Evers, sagte, er habe Müllers Pläne „zur Kenntnis genommen“, könne nicht erkennen, dass Werkstattverfahren „echten Einfluss“ auf die Pläne gehabt hätten. Evers begrüßte, dass „keine Tatsachen geschaffen wurden“ und dies müsse auch für die Grundstücksgeschäfte gelten. Die CDU fordert dem Vernehmen nach die Beteiligung Privater an dem Projekt.

Die Gegner der Bebauung fordern, das Feld grün zu lassen

Gegen jede Änderung am Tempelhofer Feld in seiner heutigen Gestalt spricht sich die Initiative „100 % Tempelhofer Feld“ aus. Sie hatte in kürzester Zeit 28 000 Unterschriften gesammelt und strebt nun ein Volksbegehren an. Die Initiative startet die „2. Phase des Volksbegehrens“ an diesem Sonntag ab 11 Uhr im Bereich des alten Flughafens auf dem Tempelhofer Feld und ab 14 Uhr an den Eingängen Oderstraße und Tempelhofer Damm. Nach der erfolgreichen Sammlung von 28 000 gültigen Stimmen bis Ende Januar sind nunmehr 174 000 gültige Unterschriften erforderlich, um die Durchführung eines Volksbegehrens zu erreichen. Rund 130 000 Blätter mit Eintragungslisten wurden der Initiative vom Landeswahlleiter bereitgestellt.

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Vier Monate Zeit haben die Aktivisten, um das Quorum zu erreichen. Wahlberechtigte können auch in Bürgerämtern unterschreiben. Neben einer Demonstration gegen die Bebauung des Tempelhofer Feldes gibt es an diesem Wochenende Diskussionen über das geplante Wasserbecken sowie die Landform. Die Initiative sieht das Feld als Grünfläche, die wichtig für das Klima ist und für Sport und Freizeit genutzt werden sollte und nicht bebaut werden dürfe.

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