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Engagiert. Matthias Rataj kommt aus einem recht politischen Elternhaus.

© Tsp

Erste Wahl 2005: "Ich wollte Schröder loswerden"

Berlinerinnen und Berliner erzählen von ihrer ersten Bundestagswahl. Matthias Rataj entschied sich vor zwölf Jahren gegen den amtierenden Kanzler.

Ich bin Matthias Rataj, 32 Jahre alt, komme gebürtig aus Strausberg in Brandenburg. Mein erster Wahltag war, wie andere später auch, mit meiner Mutter verbunden. Meine Mutter war immer politisch interessiert und hat mich und meinen jüngeren Bruder da ziemlich stark eingebunden. Wir haben viel über Politik diskutiert und gesprochen. An diesem Wahltag war es so, dass ich bei meiner Mutter gefrühstückt habe, wir das politische Geschehen und die Lage in unserem Land bei Kaffee und Brötchen debattiert haben. Anschließend sind wir, weil wir auch alle in derselben Ecke gewohnt haben, zur Wahl in die nahe Grundschule gegangen.

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Ich verbinde tatsächlich viele Emotionen mit meiner ersten Wahl, weil wir eben ein sehr politischer Haushalt waren. Uns wurde zwar keine Richtung vorgegeben, in der wir denken oder handeln sollten, aber das Handeln an sich wurde immer thematisiert. Und somit auch die Verantwortung, die wir für etwaige Handlungen übernehmen müssen. Durch meine Erziehung und dadurch, dass ich auch einen Freundeskreis hatte, der ebenfalls an Politik und dem Weltgeschehen interessiert war, war ich tatsächlich begierig darauf, endlich wählen gehen zu können. Außerdem war ich auch ein bisschen stolz, denn auch damals war uns das schon bewusst, dass Wählengehen nicht unbedingt etwas wahnsinnig Selbstverständliches ist. Das war in Europa irgendwie im Kern so, aber nicht im Rest der Welt.

Das Hartz-IV-Gesetz im Fokus

2005 war eine vorgezogene Bundestagswahl und die Stimmung deshalb ein bisschen aufgeregt. Wir hatten Schröder als Kanzler und der war ja nicht unumstritten. Ich erinnere mich da vor allem an diese Elefantenrunde, nachdem sie die Wahl verloren hatten und sie aufeinandergetroffen sind. Schröder ist ja von vielen als arrogant wahrgenommen worden. Für mich war es damals ein persönliches Anliegen, Schröder abzustrafen und loszuwerden. Ich fand ihn einfach nicht sympathisch.

Wahlplakat. Gerhard Schröder unterlag 2005 der neuen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).

© SPD/AdsD

Themen, die mir wichtig waren, waren die Korrekturen am Hartz-IV-Gesetz und an der Sozialgesetzgebung im Allgemeinen. Außerdem das klare Nein zum Irakkrieg beziehungsweise zu diesem Zeitpunkt dann das Raushalten – da waren ja dann bürgerkriegsähnliche Zustände erwachsen. Eine veränderte Energiepolitik bzw. das Bestreben aus dem Atomprogramm auszusteigen, war mir auch wichtig.

Ich glaube, dass wählen zu gehen die geringste Form der Verantwortungsübernahme ist. Das heißt ja nicht mal, dass ich selber politisch aktiv werden muss, sondern einfach nur, dass ich diesen Prozess unterstütze. Ich helfe dabei, dass das weiter funktioniert.

Aufgezeichnet von Ann-Kathrin Hipp und Hannes Soltau.

Die Videointerviews mit allen befragten Erstwählern sowie Grafiken, Analysen und Wahlplakate zu jeder Wahl finden Sie in unserem Projekt "Erste Wahl: Zeitreise durch die Bundestagswahlen", das in Zusammenarbeit mit Philipp Bock und Lisa Charlotte Rost von Tagesspiegel Data entstanden ist. Dieses Projekt sowie Umfragen, Kieztouren durch Berlin, eine Kandidatenbank und vieles mehr zur Bundestagswahl finden Sie in unserem Wahl-Spezial.

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