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Berlin: Erstmals seit 1990 weniger Straftaten

Saberschinsky: Zahl der Verbrechen im vorigen Jahr leicht rückläufig, Aufklärungsquote deutlich steigendVON ALEXANDER PAJEVIC BERLIN.Erstmals seit der Wiedervereinigung war die Zahl der Verbrechen im vergangenen Jahr in Berlin leicht rückläufig.

Saberschinsky: Zahl der Verbrechen im vorigen Jahr leicht rückläufig, Aufklärungsquote deutlich steigendVON ALEXANDER PAJEVIC BERLIN.Erstmals seit der Wiedervereinigung war die Zahl der Verbrechen im vergangenen Jahr in Berlin leicht rückläufig.Das sagte Polizeipräsident Hagen Saberschinsky am Montag auf einer Veranstaltung zum Thema Innere Sicherheit Außerdem sei ein deutlicher Anstieg bei der Aufklärungsrate zu verzeichnen."Die Sicherheitslage in Berlin ist sehr wohl angespannt, aber die Behörden haben die Situation im Griff", sagt Saberschinsky.Er sprach von einer "Stabilisierung auf hohem Niveau".Seit 1989 war die Zahl der Straftaten in Berlin drastisch gestiegen: Mit dem Fall der Mauer wurde Berlin zur offenen Stadt auch für Straftäter, und Deutschlands Ostgrenze markierte fortan eine Wohlstandsgrenze in Europa.Lag die statistisch erfaßte Zahl der Straftaten für West-Berlin 1988 noch bei 273 000, so wurden 1990 schon 351 000 registriert; in der seit 1991 geführten Satistik für die ganze Stadt wuchs die Zahl auf 594 000 im Jahr 1996.Die offizielle Statistik für 1997 wird erst in der kommenden Woche vorgestellt.Der Polizeipräsident hob hervor, daß rund 34 Prozent der 165 000 im Jahr 1996 ermittelten Tatverdächtigen Ausländer gewesen seien; einen gleich hohen Anteil hätten diese auch bei der Gewaltkriminalität.Viele der nach Berlin kommenden Ausländer stammten aus Krisenregionen, in denen Gewalt ein "existenzsicherndes" Mittel gewesen sei.Bei der Organisierten Kriminalität (OK) haben mit einem Anteil von etwa 60 Prozent ebenfalls Ausländer das Sagen.Die OK stelle neben dem Terrorismus die gefährlichste Form der Kriminalität dar, sagte Saberschinsky, und Berlin sei durch seine Lage im Zentrum Europas besonders von ihr bedroht.Er verwehre sich gegen überzogene Ängste vor einer sogenannten "Russenmafia".Nach seinen Erkenntnissen gebe es keine marktbeherrschende kriminelle Organisation aus der GUS in Berlin; obwohl einige Repräsentanten in der Stadt lebten.Als größte Probleme bezeichnete Saberschinsky den Umstand, daß die Kriminellen zunehmend organisierter und professioneller würden sowie zunehmend internationaler und gewalttätiger operierten.Auch seien immer häufiger Kinder und Jugendliche in Straftaten verwickelt: 26 Prozent der Straftäter seien jünger als 21 Jahre.Saberschinsky gab zu bedenken, daß nur neun Prozent der Jugendlichen in dieser Altersgruppe straffällig werden.Er sagte, daß vor allen Dingen das subjektive Sicherheitsempfinden in der Bevölkerung negativ sei.Er beobachte, daß sich häufig nach mehrmaliger Berichterstattung über einzelne Vorgänge der Eindruck festsetze, das Verbrechen habe mehrfach stattgefunden.Saberschinsky, der im Berliner Club der Diplomaten-Frauen "Welcome to Berlin" sprach, wollte damit besonders den Ängsten der aus Bonn nach Berlin ziehenden Diplomaten entgegentreten.Er räumte jedoch ein, daß sich in einer Großstadt wie Berlin die Lage anders als in der Provinz darstelle."So wie Berlin nicht New York ist, ist Berlin nicht Bonn", sagte er.Die Sicherheitslage sei verbesserungswürdig, aber dennoch so, daß man sie auch im internationalen Vergleich vorzeigen könne.Frankfurt am Main kann schon seit 1986 kontinuierlich sinkende Zahlen der Straftaten vorweisen.Im Vergleich zu 1996 sind sie dort auch im vergangenen Jahr um etwa ein Prozent zurückgegangen.In Hamburg stieg dagegen die Zahl um 9,3 Prozent auf 297 534.Grund dafür waren jedoch zwei Großverfahren der Wirtschaftskriminalität, die allein mit mehr als 21 000 Fällen zu Buche schlugen.Ohne sie hätte der Anstieg lediglich ein Prozent betragen.

ALEXANDER PAJEVIC

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