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Schüler von "Fridays for Future" streiken für besseren Klimaschutz.

© DPA/Britta Pedersen

Scientists for Future: "Es gibt keine Ausreden mehr"

Die Schüler-Initiative "Fridays for Future" bekommt Verstärkung: Nun haben sogar 12.000 Wissenschaftler eine Resolution unterschrieben, um sie zu unterstützen.

Mehr als 12.000 Wissenschaftler aus allen Disziplinen im deutschsprachigen Raum haben sich für die Initiative „Scientists for Future“ zusammengetan, um ganz klar und deutlich zu sagen: Wir müssen jetzt im Klimaschutz handeln, und zwar schnell.

Die Stellungnahme und Unterschriftenliste der Wissenschaftler wurde gemeinsam am Dienstag mit Luisa Neubauer und Jakob Blasel, zwei Vertretern der Schüler-Bewegung „Fridays for Future“, in einer Pressekonferenz vorgestellt. Vertreten waren Scientists for Future von Maja Göpel, Generalsekretärin des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen, der Mediziner Eckart von Hirschhausen, Polar- und Meeresforscherin Karen Wiltshire und Volker Quaschning, Professor für Regenerative Energiesysteme an der HTW Berlin. Mit der Initiative wollen die Forscher die Schülerstreiks in Deutschland unterstützen und zugleich die Politik und die Gesellschaft nochmal zu dringendem Handeln aufrufen. „Die junge Generation hat Recht, und wir müssen ihnen danken“, sagte Quaschning. „Wir werden am Freitag auch bei der Demo dabei sein, und bis dahin wird unsere Liste vermutlich auf deutlich über 12.000 Wissenschaftler gestiegen sein“. Schon jetzt haben 12.000 unterzeichnet.

Kritik an bisheriger Klimapolitik

In der Konferenz war die Kritik an der bisherigen Klimapolitik der Bundesregierung groß. Auf die Frage, welche Parteien, die jetzt im Bundestag sitzen, die richtigen Ansätze hätten, antworteten die Forscher: keine einzige. „In diesem Bereich sind wir in Deutschland ein Entwicklungsland“, sagte Maja Göpel. Sie würde sich wünschen, dass dieselbe Stimmung beim Klimaschutz aufkommen würde wie bei der Digitalisierung. „Das ist auch ein riesiger Strukturwandel, und der wird gefeiert. Warum finden wir nicht dieselbe Energie für die Mobilisierung neuer Technologien für den Klimaschutz?“ Auch kritisierten die Vertreter die jüngsten Kommentare des FDP-Vorsitzenden Christian Lindner, der am Sonntag den Jugendlichen per Twitter mitteilte, sie sollten die Profis handeln lassen.

Die Wissenschaftler unterstützen die Schüler-Bewegung und beziehen in einer Pressekonferenz dazu Stellung.
Die Wissenschaftler unterstützen die Schüler-Bewegung und beziehen in einer Pressekonferenz dazu Stellung.

© DPA/Monika Skolimowska

Luisa Neubauer und Jakob Blasel sind resolut: „Wenn diese Pressekonferenz eine Botschaft haben soll, dann die: Es gibt keine Ausreden mehr. Ein ökologischer Kollaps ist für unsere Generation keine Option“, sagte Neubauer. Fridays for Future werde so lange weiter streiken, bis ein Klimaplan auf dem Tisch liege, der den Rat der Wissenschaftler befolgt, und bis der Handlungswille aus der Politik eindeutig gezeigt werde. „Seit drei Monaten gehen wir auf die Straße, und die Unterstützung von Scientists for Future macht uns das leichter.“ Was die Forscher von der Diskussion über die Schulpflicht halten? „Also ganz ehrlich, Piloten oder Lokführer streiken doch auch nicht in ihrer Freizeit“, sagte Eckart von Hirschhausen. Am Freitag findet der größte Streik bisher statt: Dann werden Schülerinnen und Schüler in 170 Städten in Deutschland sowie in 80 Ländern der Welt wieder demonstrieren.

Klimaschutz ist ein unangenehmer Kampf

Gleichzeitig betonen die Wissenschaftler, dass die Politik nicht alleine handeln kann. „Wir müssen in der Gesellschaft auch akzeptieren, dass der Kampf um den Klimaschutz ein unangenehmer ist“, sagte Quaschning. Um die Erderwärmung unter zwei Grad Celsius zu halten, müssen auch normale Bürger überlegen, wie sie klimagerecht handeln können. „Viele fragen sich, ob diese zwei Grad wirklich so einen Unterschied machen. Ich als Arzt kann Ihnen sagen: Es macht einen großen Unterschied, ob Sie 41 Grad oder 43 Grad Fieber haben. Und unsere Erde fiebert“, sagte von Hirschhausen. Zugleich ermutigte Karen Wiltshire aber auch: „Wir sind nicht hilflos. Alle Lampen sind zwar auf Rot, aber wir sind nicht hilflos.“

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