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Es leuchtet: Mit Spenden viel bewegen für Berlin

285.000 Euro haben Tagesspiegel-Leser zum vergangenen Weihnachtsfest an unseren Spendenverein überwiesen – wieder ein Rekord. Das Geld ging an 57 Berliner Organisationen, Innitiativen und Vereine.

Es war wieder einmal eine Rekordsumme: 285 000 Euro haben unsere Leserinnen und Leser bei der 19. Weihnachtsspendenaktion „Menschen helfen!“ 2010/2011 gespendet. Die Schecks haben wir im Mai übergeben, ein Jahr haben alle Vereine Zeit, das Geld zweckgemäß einzusetzen. Vor Beginn der diesjährigen Aktion am ersten Advents-Wochenende wollen wir Ihnen, liebe Leser, darlegen, was ihr Geld schon alles bewegt hat. Die zwölf Projekte sollen stellvertretend stehen für alle 57 Spendenempfänger.

EIN WARMES BETT FÜR SÜCHTIGE

Wer über einen Drogenentzug nachdenkt, braucht zunächst einmal ein Zuhause. „Dazu gehört ein warmes Bett und saubere Bettwäsche“, sagt Heike Krause vom „Notdienst Berlin e.V.“. In der Charlottenburger Krisenwohnung des Vereins können Drogensüchtige übernachten, dafür müssen sie eine Drogenberatung besuchen. Bei täglich wechselnden Bewohnern ist der Verschleiß der 17 Schlafplätze enorm – von den Tagesspiegel-Lesern kam für eine neue Ausstattung eine Spende von 3000 Euro. „Wir waren auf großer Shopping-Tour bei Ikea und haben die Regale leer gekauft – Bettwäsche, Betten und Matratzen“, sagt Krause. Für die Bewohner sei das diesen Sommer wie ein zweites Weihnachten gewesen.

RAT FÜR MISSBRAUCHTE MÄNNER

Es ist bundesweit die einzige Anlaufstelle für sie: Männer, die als Jungen sexuell missbraucht wurden, finden bei „Tauwetter e.V.“ in Kreuzberg Gehör. Betroffene können per Telefon und persönlich über den Missbrauch reden – mit Psychologen und Sozialpädagogen, die selbst betroffen sind. Mit den 6000 Euro vom Tagesspiegel können die Räume der Beratungsstelle finanziert werden – das ganze Jahr. Auch die Kosten für Büromaterial, einen neuen Computer und einen Drucker sind gedeckt. „Die Tagesspiegel-Leser retten uns dieses Jahr“, sagt Jörg Schuh, Geschäftsführer des Vereins. 2010 haben sich rund 400 Betroffene an die Beratungsstelle von Tauwetter gewandt.

OBDACHLOSE BESSER BEHANDELT

Es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht: Wenn Zahnärztin Adriana van der Poel in ihr Behandlungszimmer kam, sah sie den veralteten, defekten Zahnarztstuhl. Mit 20 000 Euro der Tagesspiegel-Spenden wurde im Juli ein neuer Stuhl gekauft, er leuchtet in schönem Blau. „Das Zimmer glänzt – das ist für die Patienten angenehm und wir können viel besser arbeiten“, sagt van der Poel. Sie arbeitet für die Jenny-De-la-Torre-Stiftung in Mitte, die Obdachlose gratis medizinisch versorgt. Die Ärzte sind ehrenamtlich tätig, die Geräte jedoch teuer. „Wir sind unglaublich dankbar für die Solidarität der Leser, die uns die Anschaffung des Stuhls ermöglicht hat“, sagt Stiftungsgründerin Jenny De la Torre.

ALLEINERZIEHENDEN GEHOLFEN

Die einen haben Zuwendung zu geben, die die anderen gut gebrauchen können: Erwachsene und Kinder mit nur einem Elternteil können eine bereichernde Beziehung eingehen – sie muss nur eingeleitet werden. Das tut der Verein „Biffy Berlin – Big Friends for Youngsters e.V.“ mit seinem Patenschaftsprogramm. Mit 6500 Euro kann seit Juni die Miete für die Büroräume in Kreuzberg für rund ein Jahr finanziert werden. „Wir sind den Tagesspiegel-Lesern so dankbar “, sagt Veit Hannemann, Vorsitzender des Vereins. Insgesamt laufen über 160 Patenschaften – seit Juni wurden fast 40 neue Paare zusammengebracht.

JUNGE MIGRANTEN GEFÖRDERT

Etwa 20 Kinder zwischen fünf und 13 Jahren kommen jeden Tag in den Kinder- und Jugendclub Aladdin in Kreuzberg, wo zwei Betreuer für sie da sind. Drei Viertel der Kinder haben einen Migrationshintergrund, viele Eltern beziehen Hartz IV, einige sind alleinerziehend. Sie werden bei Aladdin außerhalb der Schule gefördert, etwa sprachlich und motorisch. Die Finanzierung des Projekts aus Stiftungs- und Spendengeldern ist schwierig. Die Tagesspiegel-Leser halfen, die laufenden Kosten zu tragen: Mit 4400 Euro spendeten sie die Hälfte der Miete für ein Jahr. Ohne diese Hilfe hätten die Kinder keinen Ort gehabt, an dem sie Hörspiele und Filme schaffen oder Schattentheater spielen können. „Gerade üben sie kleine Weihnachtsstücke ein“, sagt Aladdin-Leiterin Monika Heinritzi-Svesnikov. „Und in der Werkstatt werden Trommeln und Flöten aus Holz gebaut.“

PSYCHISCH KRANKE ENTLASTET

Sie haben Panikattacken, Angst vorm Alleinsein oder sogar einen Suizidversuch hinter sich: Wenn eine Mutter mit Kind Hilfe beim Projekt „Dyade“ sucht, können sie eine Weile in der Krisenwohnung des Projekts des psychiatrischen Verbunds Prenzlkomm bleiben. Es sind Eltern, die vorübergehend nicht in der Lage sind, für sich und ihr Kind ausreichend zu sorgen. Das Projekt will sie psychisch stabilisieren. Rund 3100 Euro bekam Dyade, so wurde ein Jahr lang die Miete bezahlt: 257,98 Euro im Monat. Außerdem sei ein Kinderbett, ein Bollerwagen und ein Teppich angeschafft worden, sagt Antonia Jacobi. Vier Frauen mit Kindern bis sechs Jahre haben das Zimmer 2011 bewohnt.

Lesen Sie wie Straßenkinder versorgt werden und Wünsche schwerkranker Kinder erfüllt werden auf Seite zwei.

Mobil. Der Verein Straßenkinder unternimmt dank des neuen Fahrzeugs mit Kindern Ausflüge, Sozialarbeiter können die Trebegänger auf der Straße besser versorgen.
Mobil. Der Verein Straßenkinder unternimmt dank des neuen Fahrzeugs mit Kindern Ausflüge, Sozialarbeiter können die Trebegänger auf der Straße besser versorgen.

© privat

STRASSENKINDER VERSORGT

Autos sind wichtig: Der Verein „Straßenkinder e.V.“ holt bedürftige Kinder und Jugendliche aus der Schule ab, bringt sie zu Freizeiteinrichtungen wie dem „Kinder- und Jugendhaus Bolle“ in Marzahn, ermöglicht Wochenend- und Ferienausflüge, Sozualarbeiter verteilen warmes Essen und Kleidung. Seit Mai gibt es einen zweiten Kleinbus, der von den Lesern mit 10 000 Euro mitfinanziert wurde. „Für unsere Kids ist es jedes Mal eine Riesenfreude, wenn der silberne Bus vom Tagesspiegel sie abholt“, sagt Vereinschef Eckhard Baumann,. Mit dem zweiten Auto ist der Zulauf so gestiegen, dass ein drittes angeschafft werden soll.

FLUTOPFER IN PAKISTAN UNTERSTÜTZT

Eine „Fotodokumentation für den Tagesspiegel“ hat die Deutsche Welthungerhilfe (DWHH) eingereicht, langjähriger Tagesspiegel-Partner. Dank 10 000 Euro Leserspenden konnte den Menschen in den am schlimmsten flutgeschädigten Gebieten Pakistans in den Distrikten Swat, Shangla und Koshistan beim Wiederaufbau geholfen werden. Die Bilder zeigen Besprechungsrunden, wie Männer Schutzmauern und Wasserzuläufe bauen und dafür entlohnt werden, wie Frauen in der Heimschneiderei arbeiten, wie landwirtschaftliche Werkzeuge, Saat und Dünger verteilt, Bauern weitergebildet werden. „Wir danken den Tagesspiegel-Lesern sehr, dass sie unterstützt haben“, sagt Anke Mattern von der DWHH.

TRAUMATA SPIELERISCH BEGEGNET

„Spielen ist das Mittel, mit dem Kinder sich ausdrücken, weil sie vieles noch nicht in Worte fassen können“, sagt die Psychologin Christiane Loyen vom Projekt „Spielraum“ des Vereins Frauenzimmer, der Zufluchtswohnungen an Frauen vermittelt. Rund 50 Kinder sind pro Jahr dabei. Loyen bietet in einem Spielzimmer einmal pro Woche eine „Betreuung mit pädagogisch-therapeutischem Hintergrund“ an. 1683,73 Euro spendeten die Leser, um den Raum auszustatten – unter anderem mit Spielzeug: Laufräder, Kaufladen, Ritterburg. Auch zwei Teppiche schaffte Loyen an. Nach dem Erscheinen des Artikels im Tagesspiegel hatten Leser auch Spielzeug direkt gespendet, etwa ein Puppenhaus. Von dem Spendengeld wurde außerdem eine Kamera gekauft, um die Interaktionen zwischen Kindern und Müttern zu filmen und darüber zu sprechen, wie die Frauen ihr Verhalten gegenüber dem Kind verändern sollten.

CARSHARING FÜR SENIOREN

Sie unternehmen Ausflüge, besuchen kulturelle Veranstaltungen, können Arztpraxen aufsuchen und sind wieder Teil der Gesellschaft: Zu verdanken haben die Senioren mehrerer sozialer Einrichtungen in Trägerschaft des Evangelischen Johannesstifts in Wedding und Reinickendorf das den Tagesspiegel-Lesern. Denn mit 9200 Euro konnte ein seniorengerechter Kleinbus angeschafft werden, den Pflegeheime und Nachbarschaftszentren gemeinsam nutzen. „Ohne die Spenden der Tagesspiegel-Leser hätten wir nicht genug Geld zusammen bekommen“, sagt Tobias Kley vom Evangelischen Johannesstifts. „Jetzt freuen sich die Senioren schon auf Weihnachtsmarktbesuche.“

WÜNSCHE SCHWERKRANKER KINDER

Man wird ganz still, wenn man die Schicksale und Wünsche hört, denen sich der Verein „Kinderträume e.V.“ von Maria Kohl widmet. Die kleine Luca hatte Leukämie, Blutkrebs, und sie wollte so sehr einmal nach Disneyland in Paris. Doch in diesem Jahr gab es einen Rückschlag, und sie, ihre Mutter, die kleine Schwester, mussten eine Knochenmarktransplantation gemeinsam überstehen. Wenn Luca es kräftemäßig packt, soll es losgehen. Mit zwei Drittel der Spenden von 10 000 Euro wird die Miete finanziert, damit die Ehrenamtlichen überhaupt alles für die vielen Kinder organisieren können.

EIN KINDERZIMMER MIT GUTEM ZWECK

Hausaufgaben? Für viele Kinder nicht gerade die schönste Freizeitbeschäftigung. Wie Eltern ihre Kinder ohne Familienstreitereien motivieren können, zeigt die „Initiative für Berliner Einzelfall- und Familienhilfe e.V.“ mit dem Projekt „Hausaufgaben – Hilfe!“. Mit 2700 Euro der Tagesspiegel-Leser soll ein Muster-Kinderzimmer eingerichtet werden. Die Pläne, weitere Zimmer in Mitte anzumieten, haben sich aber wegen der Mietkonditionen zerschlagen. Doch die Idee von Geschäftsführer Ingo Siegert bleibt: „Wir wollen zeigen, wie Eltern mit geringen finanziellen Mitteln einen Spiel- und Arbeitsbereich schaffen können.“ Das Modellzimmer will der Verein trotzdem mit den Spenden der Tagesspiegel-Leser einrichten. Der Spendenverein hat in diesem Fall Geduld, denn statt Geld vorschnell auszugeben, ist dem Tagesspiegel-Spendenverein immer der nachhaltige Nutzen wichtig.

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