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Berlin: Ethik-Fach beschlossen

Senat stimmt für Einführung von Werteunterricht Nun muss das Abgeordnetenhaus noch zustimmen

Schüler der 7. Klassen sollen im Schuljahr 2006/07 im Fach Ethik unterrichtet werden. Der Senat hat am gestrigen Dienstag die Einführung des Faches und eine entsprechende Änderung des Schulgesetzes beschlossen. Nun wird der Gesetzentwurf dem Abgeordnetenhaus vorgelegt.

Schulsenator Klaus Böger (SPD) erwartet, dass die Abgeordneten mit der Mehrheit der rot-roten Koalition rasch über die Einführung des Faches entscheiden werden. Ethik soll dann für zwei Stunden in der Woche in den Jahrgangsstufen 7 bis 10 als Pflichtfach unterrichtet werden. Im Unterricht soll es um Probleme des individuellen Lebens und Probleme des Zusammenlebens gehen. Im Unterschied zum konfessionellen Religionsunterricht sollen Themen wie Verantwortung, Schuld oder Toleranz nicht aus dem Blickwinkel einer Konfession besprochen werden. Böger erwartet, dass im Unterricht zur Sprache kommt, was „eine Vielzahl von Kulturen und Weltanschauungen“ zu Verantwortung, Schuld oder Toleranz zu sagen haben. Der Sinn des Faches sei, dass sich die Schüler „gemeinsam, nicht getrennt“ mit den Fragen des Zusammenlebens beschäftigten.

Dabei seien alle Kulturen und Weltanschauungen gleichermaßen gefragt, so lange sie „den Grundkonsens unserer Gesellschaft nicht verlassen“, sagte der Schulsenator. Die Ethiklehrer – so heißt es in dem Gesetzentwurf – „sollen“ mit den Trägern des Religions- und Weltanschauungsunterrichts kooperieren. Böger sieht in dem Fach eine Möglichkeit, jugendlichen Schülern in einem schwierigen, von Konflikten mit den Eltern geprägten Alter „Lebensentwürfe“ nahe zu bringen. Ethik könne die Identitätsbildung „unterstützen“, sagte der Schulsenator. Das Fach solle weltanschaulich und religiös „neutral“ sein, aber es sei „kein wertneutrales Fach“.

Um die Einführung des Faches hatte es in Berlin heftigen Streit mit den Kirchen und mit der CDU-Opposition gegeben. Böger selbst gehörte nicht zu den Befürwortern des Faches. Er wies gestern darauf hin, dass in der Senatssitzung nicht nur die Einführung des Faches beschlossen, sondern auch der Staatsvertrag mit der Evangelischen Kirche paraphiert worden sei. Böger wertete dies offenbar als Zeichen dafür, dass die Evangelische Kirche den Streit um das Fach beilegen will.

Im Fach Ethik sieht der Schulsenator eine Möglichkeit, Jugendlichen bestimmte Verhaltensnormen nahe zu bringen. Es konfrontiert Schüler in einem Alter mit ethischen Themen, in dem sie Religion schon abgewählt haben können. Das dürfen sie mit 14 Jahren. Von den rund 170 000 Jugendlichen auf weiterführenden Schulen nähmen drei Viertel derzeit überhaupt kein Angebot zum konfessionell geprägten Unterricht wahr. wvb.

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