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Berlin: Fahrplanbuch vergriffen, Netzspinne unverständlich

BVG-Kunden sind nach der Einführung des Metro-Netzes verwirrt und bleiben ohne Information

Knapp zwei Wochen nach der bisher größten Linienumstellung bei der BVG ist das neue Fahrplanbuch so gut wie vergriffen. Nur mit Glück lässt sich in den Verkaufsstellen noch ein Exemplar finden. Nach TagesspiegelInformationen waren insgesamt nur 8500 Exemplare gedruckt worden. In den vergangenen Jahren waren die Fahrplanbücher Ladenhüter, weil sich in der Regel nur wenig am Fahrplan geändert hatte.

Dieses Mal hatten die BVG und die S-Bahn, die beim Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg den Druckauftrag erteilen, den Bedarf offensichtlich unterschätzt. Fahrpläne und genaue Abfahrtszeiten an den Haltestellen gibt es zwar im Internet, wer aber darauf nicht zurückgreifen kann, bleibt jetzt häufig ohne Information. Selbst an Haltestellen, wo viele Kunden nun versuchen, den Fahrplan mühsam per Hand abzuschreiben, fehlten die Tabellen oft. In diesen Fällen bittet die BVG, die Fahrer zu informieren. Doch auch solche Hinweise wurden ignoriert.

Ähnlich wie beim Fahrplanbuch sieht es bei den Atlanten aus, in denen die Linienverläufe eingezeichnet sind. Auch diese unter der Regie der BVG erstellten Exemplare waren von Anfang an schwer zu erhalten. Von ihnen sollen 35 000 Stück gedruckt worden sein. Der Atlas wird nun nachgedruckt, vom Fahrplanbuch gibt es jedoch keine zusätzlichen Exemplare. Die BVG hält dieses Informationsmittel ohnehin für antiquiert; sie wollte ursprünglich selbst vor ihrem großen Fahrplanwechsel gar kein Fahrplanbuch herausbringen. Der Nachdruck, der pro Stück 50 Cent mehr gekostet hätte als die erste Auflage, war der BVG dann zu teuer. Dabei hat sie insgesamt 5,1 Millionen Euro für die Informationskampagne zum neuen Netz ausgegeben – vor allem für ihre neuen Metrolinien, „Formel M“ genannt.

Mit dem Netz gibt es auch in anderer Form Schwierigkeiten. Zahlreiche Fahrgäste kommen nicht mit der komplizierten Darstellung des Streckennetzes, der „Spinne“ zurecht. War bislang in Zügen und auf Bahnhöfen lediglich das S- und U-Bahnnetz abgebildet, so gibt es jetzt zusätzlich auch das Metro-Netz zu besichtigen. Auf diesem sind die U- und S-Bahnstrecken nur in schwachem Grau abgebildet, die Buslinien dagegen in kräftigen Farbtönen. Nicht nur Berliner, vor allem auch Touristen, die das Wort „Metro-Netz“ lesen und mit einer U-Bahn verbinden, suchen aber gerade nach Bahnverbindungen, die auf dieser Spinne zumindest kaum erkennbar sind. Das führt zu viel Verwirrung in den Zügen, viele Fahrgäste studieren die falsche „Spinne“.

Ein Sprecher der BVG betonte gestern, das Lesen des Metro-Netzes müsse von den Fahrgästen noch gelernt werden. Es sei zweifellos ungewohnt für Berlin. Die Darstellung des Streckennetzes dürfte, hieß es, nicht der Weisheit letzter Schluss sein.kt/C. v. L.

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