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Berlin: Fahrt mit dem großen Unbekannten

Der Senat will Namensschilder für Taxifahrer, damit Kunden sich sicherer fühlen. Der Verband lehnt das ab

Der Fahrgast steigt ins Taxi, wird vom Fahrer mit einem Lächeln begrüßt – und sieht dasselbe Gesicht auf einem kleinen Schild vom Rückspiegel baumeln, darunter der Name. Diese Vision des Senats – und vieler Fahrgäste – wird wohl unerfüllt bleiben. Der von Experten vorgeschlagene Ausweis mit Lichtbild findet beim Taxiverband wenig Unterstützung. Geschäftsführer Detlef Freutel hält die Möglichkeiten zur Beschwerde auch ohne Namensschild für ausreichend.

In Ländern wie Frankreich und den USA ist es längst üblich, dass die Fahrer sich durch ein deutlich sichtbares Namensschild mit Foto zu erkennen geben. Und nach Ansicht einer Sprecherin der Senatsverwaltung für Verkehr wünschen sich viele Fahrgäste, dass das auch in Deutschland eingeführt wird: „Das wäre benutzerfreundlicher, man würde nicht mehr bei einem Unbekannten ins Auto steigen.“ Auch die Berlin Tourismus-Marketing begrüßt alles, was dazu führt, dass die Fahrgäste sich wohler fühlen. „Der Taxifahrer ist schließlich für viele Gäste der erste Mensch in der Stadt, dem sie begegnen“, so eine Sprecherin.

1500 Beschwerden über Taxi-Fahrer sind im vergangenen Jahr bei der zuständigen Stelle im Landeseinwohneramt eingegangen. Der Behördenleiter Dietmar Wisotzki nennt die häufigsten Gründe: Fahrgäste haben für den Weg vom Flughafen zum Hotel mehr gezahlt als für den Rückweg. Oft war es ihnen im Taxi auch zu schmutzig, im Sommer steigen die Klagen über zu lässige Kleidung. Der Tagesspiegel hatte im vergangenen Jahr darüber berichtet, dass Fahrer immer öfter zu schlecht deutsch sprechen, um die Wünsche der Kunden zu verstehen. Laut Wisotzki ist die Gesamtzahl der Beschwerden zurückgegangen, wofür er aber nur einen Grund nennen kann: „Die Taxifahrer haben sich nicht mehr so oft über die eigenen Kollegen beklagt.“

Laut Detlef Freutel vom Taxi-Verband brauche ein Kunde, der sich beschweren will, nicht den Namen des Fahrers zu wissen. Im Zweifelsfall sollten sie sich eine Quittung geben lassen, auf der Uhrzeit und Fahrtstrecke vermerkt seien. Der Verband könne den Fahrer dann identifizieren, das Landeseinwohneramt ein Bußgeld verhängen.

Den Vorschlag mit den Namensschildern hält Freutel dagegen für „Schaumschlägerei“, da die Initiative auf Freiwilligkeit basiere. Einen Appell seines Verbandes, der zusammen mit der Taxi-Innung 2000 von 3500 Taxi-Unternehmern in der Stadt vertritt, wird es nicht geben. Freutel: „Und inwieweit die Taxi-Unternehmen die Idee aufgreifen, hängt davon ab, wie sinnvoll sie ist.“ Sprich: Es fehlt auch der Wille. Die Rechte der Fahrgäste in Berlin seien im Übrigen besser als oft behauptet, so Freutel: Zum Beispiel müsse man nicht ins erste Auto der Schlange steigen. Der Kunde hat freie Wahl.

Eine gesetzliche Regelung kann nur auf Bundesebene gefunden werden. Zurzeit gibt es eine Bundesratsinitiative von Niedersachsen, die von Berlin unterstützt wird. Ob und wann sich etwas Konkretes tut, kann im Moment niemand sagen.

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