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Berlin: Falkenberger Gutsarbeiterhauses: Das mehr als 150 Jahre alte Wohnhaus wird in historischer Bauweise saniert

Auch das Bauen mit Lehm will gelernt sein. Das weiß der Maurer Dieter Otec inzwischen ganz genau.

Auch das Bauen mit Lehm will gelernt sein. Das weiß der Maurer Dieter Otec inzwischen ganz genau. Schließlich macht er seit ein paar Monaten fast nichts anderes: Er breitet Stroh vor sich aus, legt einen Holzbalken darauf, bestreicht diesen mit viel Lehm und rollt die ganze Sache zusammen. Fertig ist ein sogenannter Lehmwickel. Mit seinem Kollegen bringt er es täglich auf bis zu 30 Stück. Die ersten sind ihm zwar misslungen, gesteht er, aber mittlerweile ist er ein Meister in der historischen Baumethode.

Viele der 80 Zentimeter bis 1,30 Meter langen Strohbalken sind schon in den Zimmerdecken des Falkenberger Gutsarbeiterhauses verbaut. Das langgestreckte Gebäude an der Dorfstraße 4 wird derzeit resaturiert. Seit 1998 gehen in dem mehr als 150 Jahre alten Wohnhaus die Handwerker ein und aus. Überall haben sie ihre Spuren hinterlassen. Die Dachbalken und die Schornsteine sind inzwischen repariert, Fenster- und Türrahmen erneuert. Auch das Mauerwerk wurde verfugt und einer Heißluftbehandlung unterzogen. "Jetzt kann es in Ruhe völlig austrocknen", erklärt Bernd Lichtenstein, Vorsitzender des Fördervereins Landschaftspark Nordost. Gemeinsam mit dem Verein "Baufachfrau" aus Weißensee wurde das Projekt schließlich ins Leben gerufen.

Die Dorfkate ist das einzige noch erhaltene Gebäude dieser Art in Berlin. Das Haus aus ungebrannten Lehmsteinen diente einst Gutsarbeiterfamilien und Tagelöhnern als Wohnung. Es gab acht Quartiere mit je einer Stube und einer Kammer. Die Küche war nur etwa drei Quadratmeter groß und wird heute aufgrund der verfärbten Wände als "schwarze Küche" bezeichnet. "Bis Ende der 70 Jahre war die Kate bewohnt", weiß Lichtenstein. Aber dann stand das denkmalgeschützte Haus leer und verfiel zusehends. Wenn sich die beiden Vereine vor drei Jahren nicht so nachdrücklich für die Sanierung eingesetzt hätten, wäre es heute wohl nicht mehr vorhanden. Auch die Nachbarn mussten erst überzeugt werden. Viele Einwohner Falkenbergs standen dem Projekt eher skeptisch gegenüber. "Aber jetzt können sie das Ende der Bauarbeiten kaum erwarten", sagt der Vereinsvorsitzende. Er geht davon aus, dass Ende 2001 das Denkmal fertig saniert ist. Obwohl es böse Überraschungen gab, so war das Mauerwerk in einem schlimmeren Zustand als erwartet, liegen die Bauarbeiten im Plan.

Das Bau Denkmal soll einmal als "lebendiges" Museum dienen. Ein Öko-Café und ein Tante-Emma- Laden sind geplant. "Für beides suchen wir noch Betreiber", sagt Lichtenstein, der mit seinem Verein ebenfalls dort einzieht. Ferner sollen eine Galerie und eine Informationsstelle, in der Materialien über Ausflugsziele und die Geschichte der Kate erhältlich sind, Platz in dem Haus finden.

Bis Jahresende werden rund zwei Millionen Mark in die aufwendigen Arbeiten geflossen sein. Zu den Geldgebern gehören die Deutsche Stiftung für Denkmalschutz und das Landesamt für Denkmalpflege. Wesentliche finanzielle und praktische Leistungen erbringen auch die Vereinsmitglieder. Übrigens gab es in dem Lehmbau in den vergangenen Jahren "Untermieter": Bienen hatten sich im Mauerwerk eingenistet. Sie sind aber inzwischen samt Ziegeln umgesiedelt worden. In einer extra angefertigten Lehmwand erhielten sie auf dem hinteren Teil des Grundstücks ein neues Zuhause.

bey

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