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Fallstricke des Alltags: Was tun gegen die Verwahrlosung der Nachbarn?

Einmal in der Woche fragen Sie Elisabeth Binder, wie man mit komplizierten oder peinlichen Situationen so umgeht, dass es am Ende keine Verstimmungen gibt: So kann's gehen.

Unsere Nachbarn verwahrlosen. Von Anfang an war der arbeitslose Ehemann ziemlich ungepflegt. Die Ehefrau war immer sauber und geschminkt. Leider hat sie ihre Stelle verloren. Jetzt sind beide ungewaschen und riechen streng. Außerdem kommt ein unangenehmer Dunst aus der Wohnung. Die Nachbarn sind ansonsten nett und freundlich. Wie kann man helfen?

Karla, besorgt

Tagesspiegel-Kolumnistin Dr. Elisabeth Binder.
Tagesspiegel-Kolumnistin Dr. Elisabeth Binder.

© Tsp

Am besten, Sie suchen zunächst das Gespräch mit der Frau allein. Solche Dinge unter Nachbarn anzusprechen, bringt natürlich gewisse Gefahren mit sich, weil man ja auf Dauer zusammenleben muss. Andererseits möchte niemand wie ein Aussätziger behandelt werden. Geruchsbelästigung führt aber leider ziemlich sicher dazu, dass andere Menschen lieber einen Bogen machen, als sich dem auszusetzen. Es gibt ja auch viele Menschen, die ohne regelmäßige Beschäftigung sind und sich trotzdem duschen.

Sie könnten sich doch zunächst danach erkundigen, wie es der Frau und ihrem Ehemann geht. Daran anknüpfend könnten Sie das Geruchsproblem vorsichtig thematisieren. Sie können ja Verständnis dafür äußern, dass man in einer solchen Situation nicht viel Lust hat, am äußeren Erscheinungsbild zu arbeiten. Andererseits vermindert ein trauriger Geruch Chancen. Sagen Sie ihr doch, dass es der Ausstrahlung und auch dem allgemeinen Befinden guttut, wenn man sich so zurechtmacht, dass man sich jederzeit in Gesellschaft begeben oder sogar zu einem Vorstellungsgespräch gehen könnte. Schlagen Sie ihr preiswerte oder kostenlose Freizeitaktivitäten vor oder die Übernahme eines Ehrenamtes.

Wenn der erste Anlauf nicht fruchtet, versuchen Sie es nach einer Weile erneut. Oder Sie suchen sich Verbündete unter den Nachbarn, die ihrerseits einen Vorstoß wagen. Sollten Sie Erfolge verzeichnen, machen Sie ruhig auch mal ein Kompliment. Es einfach so laufen zu lassen, wäre sicher nicht wirklich fair gegenüber den Nachbarn, die in ihrem Kummer vielleicht gar nicht merken, was sie gerade mit ihrem Leben anrichten.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie diese an:

meinefrage@tagesspiegel.de

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