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Tagesspiegel-Kolumnistin Dr. Elisabeth Binder.

© Tsp

Fallstricke des Alltags: Wie gibt man richtig Trinkgeld?

Einmal in der Woche fragen Sie Elisabeth Binder, wie man mit komplizierten oder peinlichen Situationen so umgeht, dass es am Ende keine Verstimmungen gibt: So kann's gehen.

Bei unserer Betriebsweihnachtsfeier in einem Lokal, das einer meiner Chefs sehr schätzt, wurde ein vorbestelltes Dreigangmenü serviert. Da ich fürs Organisatorische zuständig bin, unterschrieb ich die Abrechnung und händigte dem Kellner ein Trinkgeld aus, dessen Höhe einer der Chefs festgelegt hatte. Ich hätte mehr gegeben. Nach zehn Minuten wurde ich vom Kellner in den Vorraum gebeten. Er sagte, das Team habe entschieden, das Trinkgeld zurückzugeben. Ich könne es ja spenden. Was hätte ich sagen sollen?
Maria, zurückgewiesen

Sie fanden sich wieder in der undankbaren Rolle, einen Fehler des Chefs und vielleicht auch eine gewisse Unverschämtheit der Kellner ausbaden zu müssen. Da der Chef das Lokal gut kennt, muss er informiert werden. Wahrscheinlich will er dort ja weiterhin gut behandelt werden. Es kann auch nie schaden, die Kellner zu befragen, was genau der Grund für die Unterredung war. Die Jagd nach Trinkgeld hat sich in den letzten Jahren verschärft. Auf vielen Rechnungen finden sich inzwischen englischsprachige Hinweise „Tip is not included“. Damit wird suggeriert, dass hierzulande ähnliche Sitten gelten wie in den USA, wo statt zehn meist 15 bis 20 Prozent gegeben werden, da sich die Kellner weitgehend übers Trinkgeld finanzieren. Die Verhältnisse sind hier aber nicht so. Die Gegenfrage an den Kellner „Warum spenden Sie es nicht selber?“ hätte daher nahe gelegen. Der Chef war vermutlich ein bisschen knauserig, aber auch das Verhalten der Kellner war kein guter Stil. Bitte schicken Sie Ihre Fragen per Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder per Mail an: meinefrage@tagesspiegel.de

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