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Berlin: Familie Kuskonmaz: Eine Comedyserie kritisiert die türkische Familie

Vater Kuskonmaz steht bei Siemens am Fließband und will, dass es seinem Sohn einmal besser geht. Der Junge soll Fußballprofi werden und "spielend Millionen" verdienen.

Vater Kuskonmaz steht bei Siemens am Fließband und will, dass es seinem Sohn einmal besser geht. Der Junge soll Fußballprofi werden und "spielend Millionen" verdienen. Die Tochter soll schnell erwachsen werden und heiraten - damit Herr Kuskonmaz wenigstens diese Sorge los ist. Mutter Kuskonmaz unterstützt ihre Tochter in dem Plan, Abi zu machen und Jura zu studieren. Richtigen Streit gibt es ums Fernsehen: Die Eltern wollen die türkische Kriminalchronik gucken, die Kinder Big Brother.

Familie Kuskonmaz gibt es nur im Radio. Das Team von Radio metropol schickt seine türkischsprachigen Hörer allmorgentlich mit der Comedy-Serie in den Tag. "Da kritisiere ich meine eigenen Kreise", sagt metropol-Moderator Nizam Namidar. Familie Kuskonmaz, vermutet er, ist überall im türkischen Berlin. Die Arbeitslosenquote von 41 Prozent habe viele Gründe: Die Gastarbeiter kamen, um bald wieder zu gehen. Sie blieben in den Wohnheimen ebenso unter sich, wie später in "ihren" Bezirken Kreuzberg, Neukölln, Wedding. Sie igelten sich ein, anstatt sich zu integrieren. Sie werden als Türken ausgrenzt. Und sie üben sich trotzig im "falschen Denken": "Wenn die Deutschen uns eines Tages wieder rausschmeißen, haben wir immer noch die Türkei." Der Moderator will neuen Diskussionsstoff in die Familien bringen: "Was muss ich tun, um in dieser Gesellschaft anzukommen? Wie finde ich Anerkennung?" Boulevard Berlin: Was die Stadt bewegt... Leicht sei das nicht für Türken in Deutschland, hat Erkan Arikan erlebt. "Wir müssen immer noch besser sein als die Deutschen." Er hielt dem Druck stand, rappelte sich nach einmal Sitzenbleiben in den neunten Klasse auf, machte Abitur, studierte Jura und ist heute Redakteur und Moderator beim Nachrichtensender NTV. Den Ehrgeiz aufzusteigen, vermisse er bei vielen türkischen Jugendlichen, sagt Arikan.

Die Nachricht von der hohen Arbeitslosigkeit unter türkischen Berlinern sei nicht neu für ihn gewesen, betont Ahmed Külahç¤, Berliner Redaktionsleiter der Tagesszeitung Hürriyet. Als er vor 15 Monaten nach Berlin kam, führte in sein erster Interview-Termin ins Landesarbeitsamt. Neu sei jetzt lediglich, dass das Arbeitsamt und die Ausländerbeauftragte öffentlich Alarm schlagen. Jetzt müssten daraus Konsequenzen gezogen werden. Von den türkischen Eltern, denen oft selber Sprachkenntnisse und berufliche Qualifikationen fehlen, dürfe man nicht zu viel erwarten, sagt Kühlahç¤. Vor allem die Schulen müssten mehr für die Migrantenkinder tun. Und deutsche Ausbildungsbetriebe sollten den Verdacht ausräumen, dass sie türkische Bewerber benachteiligen. "Man muss den Eltern einen Weg zeigen und ihren Kindern die Türen öffnen."

Radio metropol hat eigene Pläne für "Familie Kuskonmaz". Die Eltern entschließen sich, in der Volkshochschule Deutsch zu lernen. Wenn zwei Familien ihrem Beispiel folgen, sagt Nizam Namidar, wäre das ein schöner Erfolg.

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