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Berlin: Familienbande

Zum Weihnachtsgastspiel ins Tempodrom bringt Roncalli-Chef Bernhard Paul seinen Schwager mit

Am 15. Dezember kommt der zweitwichtigste Kölner nach Berlin. Wobei der Mann eigentlich Österreicher ist – und Zirkusfreunden auch als Clown Zippo und Roncalli-Chef bekannt. Gleich hinter dem Fußballer Lukas Podolski und immerhin etliche Plätze vor dem Erzbischof von Köln landete Bernhard Paul kürzlich auf dem zweiten Platz der Rankingliste einer Zeitungsumfrage nach den wichtigsten 100 Kölner Menschen.

„Da bin ich schon stolz darauf“, sagt Bernhard Paul, aber noch lieber spricht er über das bevorstehende Weihnachtszirkus-Gastspiel, das Roncalli ab dem 15. Dezember zum zweiten Mal im Tempodrom am Anhalter Bahnhof gibt. „ Hundert Prozent seriöse Unterhaltung für die ganze Familie “ will der Mann mit der Löwenmähne seinem Publikum im größten Zirkusbau Europas bieten. Und zwar „im Warmen, wo man die Garderobe abgeben kann und essen und trinken, wenn man Lust hat“. Bis zum 3. Januar ist das Tempodrom für 28 Vorstellungen „dem Staunen gewidmet“. 50 Künstler aus 15 Nationen geben sich dieses Jahr Mühe, damit das Weihnachtsgastspiel im Tempodrom einmal zu einer ähnlichen Berliner Tradition wie einst „Menschen, Tiere, Sensationen“ in der Deutschlandhalle wird. Den Star des diesjährigen Gastspiels fand Zirkus-Chef Paul in der eigenen Familie: Der wohl berühmteste Clown der Gegenwart, David Larible, ist der Bruder seiner Frau Eliana. Dreizehn Jahre lang war der Spross einer berühmten italienischen Zirkusfamilie in Amerika die Star-Attraktion bei „Ringling Bros. and Barnum & Bailey“, dem größten Zirkus der Welt. Jetzt können die Berliner zum ersten Mal den Mann erleben, der 1999 beim Internationalen Circusfestival in Monte Carlo mit dem „Goldenen Clown“ ausgezeichnet wurde und im New Yorker Madison Square Garden 20 000 Menschen ohne Requisiten allein mit seinem komödiantischen Talent zum Lachen brachte.

Einen „Bewahrer“ nannte sich der Roncalli-Chef vor Jahren in dieser Zeitung. Bewahren will er vor allem den Zirkus, dafür kämpft er gegen unseriöse „Kollegen“, die etwa dadurch auffallen, dass sie ihre Tiere schlecht behandeln. In der vergangenen Saison lieferte er sich in Hamburg mit einem solchen Zirkus eine öffentliche Schlacht. „Ich habe nichts gegen Tiere im Zirkus“, sagt Bernhard Paul, „wir haben selbst welche.“ Und betont, dass seine Pferde in Boxen leben, die noch vier Zentimeter größer als die beispielgebenden Unterkünfte der Spanischen Hofreitschule sind. „Ich habe nur was gegen exotische Tiere, die man im Zirkus nicht artgerecht halten kann. Und dass der Zirkus Fliegenpilz sich einen Elefanten hält, obwohl der ein Herdentier ist, das werd’ ich ja wohl noch sagen dürfen“, erzählt der Roncalli-Chef von seinem Hamburger ZirkusZoff. Und gerät noch mehr in Rage, als er auf diejenigen zu sprechen kommt, die alljährlich in der Vorweihnachtszeit mit verwahrlosten Kreaturen um eine Spende für ihre armen „Zirkustiere“ betteln. Um Himmelswillen nichts geben, schimpft der Wahl-Kölner mit mallorquinischem Zweitwohnsitz. Organisierte Kriminalität sei das, „die lassen die Tiere extra verkommen und nehmen pro Kopf bis zu 1000 Euro täglich ein – die kassiert abends einer im Daimler“, schnaubt der Zirkusmann erbost.

Bevor Bernhard Paul seinen Roncalli-Weihnachtscircus nach Berlin bringt, hat er in Köln noch ein Heimspiel. „Circus meets Classic“ heißt die Show mit Artisten, Pferden, einem 60-köpfigen Sinfonieorchester und der Sängerin Anna Maria Kaufmann, die vom 8. bis zum 11. Dezember die 20 000 Plätze der Kölnarena füllen soll. Die gigantische Zirkusshow ist sozusagen der Auftakt der Tournee zum 30. Roncalli-Jubiläum 2006. Die startet im März in Aachen und führt unter anderem nach Wien und München. Um Berlin macht sie wie die Jahre zuvor einen weiten Bogen – „kein geeigneter Zirkusplatz, kein Roncalli.“

Tempodrom am Anhalter Bahnhof: Roncalli-Weihnachtscircus, 15. Dezember bis 3. Januar, Karten (11-37 Euro) unter der Rufnummer 01805 170517.

Heidemarie Mazuhn

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