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Dr. Sigrid Evelyn Nikutta

© Thilo Rückeis

Familienplanung bei der BVG: Kind und Karriere: "Beides muss gehen"

BVG-Chefin Sigrid Nikutta wird zum fünften Mal Mutter. Eine Auszeit nimmt sie sich nicht. Ihr Mann bleibt daheim. Auch andere Konzernspitzen vereinen Kinder und Job.

Alle sind guter Hoffnung. Zunächst erwähnte BVG-Chefin Sigrid Evelyn Nikutta nur den geplanten Umbau eines U-Bahnhofs an der U 5 in Hellersdorf. Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen (SPD), der auch Aufsichtsratsvorsitzender der BVG ist, setzte dann noch einen drauf: „Frau Nikutta ist guter Hoffnung“, sagte er am Schluss seiner Rede.

Und wer jetzt dachte, er spiele darauf an, dass die BVG-Chefin hoffe, der Bahnhofs-Umbau an der Neuen Grottkauer Straße werde pünktlich im Frühjahr 2017 zur Internationen Gartenausstellung in Marzahn fertig, lag gründlich daneben: Nikutta ist tatsächlich guter Hoffnung – sie ist wieder schwanger.

Im Juni erwartet die BVG-Chefin ihr fünftes Kind. Ihre Arbeit als Chefin des größten landeseigenen Unternehmens will sie deshalb aber kaum einschränken. „Alles wie gehabt“, wehrte sie Fragen zur näheren Zukunft ab. Und die 46-Jährige weiß, was sie erwartet. 2010 war sie an die Spitze des Unternehmens gerückt – und 2011 teilte sie mit, dass ihre Familie um ein viertes Kind vergrößert werde.

Ihr Mann bleibt zu Hause

Der Nachwuchs ist jetzt zwischen zwölf und vier Jahre alt. Während der Schwangerschaft und auch nach der Entbindung hatte Nikutta nur wenige Tage im Büro gefehlt. Und wenn sie zu Hause geblieben war, hielt sie eben per Handy und Laptop die Verbindung zur Zentrale an der Holzmarktstraße in Mitte. Abendtermine hatte sie schon zuvor reduziert. Wer eine Familie hat, soll schließlich bei ihr sein – und nicht auf irgendwelchen Empfängen.

Fest zu Hause bleibt nach wie vor ihr Mann. Er hat sich in der Vergangenheit um die Kinder gekümmert, und er mache dies auch jetzt wieder, sagte Nikutta. In ihrer Familie ist das selbstverständlich. Und „normal“ soll es auch werden, dass es nichts mehr Ungewöhnliches ist, wenn Frauen in Führungspositionen Kinder bekommen, sagte Kollatz-Ahnen. Nikutta sieht sich hier, wie sie sagt, in einer Vorbildrolle. „Die Frage kann nicht sein; Karriere oder Kinder. Beides muss gehen und beides wird wieder gehen.“

Kinderlos ist eher Regel als Ausnahme

Mutter-Kollegen in den Vorstandsetagen hat Nikutta schon: Zwei Kinder hat auch Tanja Wielgoß, die seit 2014 an der Spitze der Berliner Stadtreinigung (BSR) steht. Die Kinder sind fünf und sieben Jahre alt. In ihrer früheren Position bei einer Unternehmensberatung hatte sie allerdings zugunsten der Kinder zeitweise ihre Arbeitszeit reduziert. Auch die Gasag-Chefin Vera Gäde-Butzlaff ist Mutter einer – inzwischen längst erwachsenen – Tochter.

Christoph Mönnikes,
Christoph Mönnikes, Mann der BVG-Chefin Sigrid Evelyn Nikutta, ist "Spitzenvater des Jahres 2013" und bleibt auch mit dem fünftem Kind zu Hause.

© Jens Kalaene/dpa

Gäde-Butzlaff war von 2007 bis 2014 Vorstandsvorsitzende der BSR. Mutter war sie geworden, als sie noch als Richterin gearbeitet hatte. Dort war es leichter, Kind und Beruf unter einen Hut zu bringen. Kinderlos dagegen ist zum Beispiel Polizeivizepräsidentin Margarete Koppers, die auch schon einmal für den ganz hohen Posten bei der Polizei im Gespräch war. Koppers ist aber eher die Regel als die Ausnahme.

Dass Frauen auf den Höhepunkten ihrer Berufslaufbahn sich auch noch für Kinder entscheiden, kommt nach wie vor selten vor. Ob Zufall oder nicht: Beispiele, wie Muttersein und Politikmachen zusammenpassen, hat es zuletzt im Bundesfamilienministerium gegeben. Erst wurde die damalige Ministerin Kristina Schröder (CDU) 2011 in ihrer Amtszeit schwanger und blieb bis 2013 im Amt. Sie war die erste Bundesministerin, die während ihrer Amtszeit ein Kind bekam. Jetzt erwartet auch ihre Nachfolgerin Manuela Schwesig (SPD) ihr zweites Kind. Und während sie bei der Premiere noch selbst die Elternzeit übernommen hatte, ist jetzt ihr Mann an der Reihe.

Das ist noch die Ausnahme. Derzeit beantragt noch nicht einmal jeder dritte Vater Elternzeit. Und von diesem mageren Drittel steigt die große Mehrheit zwei Monate gleichzeitig mit der Mutter des Kindes aus dem Berufsleben aus. Ohne einen Partner, der zurücksteckt und die Kinder zu Hause betreut, haben es auch Mütter in Führungspositionen immer noch schwer. Zumal sie nach der Geburt eines Kindes häufig auch besonders kritisch beäugt werden, weil viele den Müttern nicht so recht zutrauen, mit Karriere und Kindern klar zu kommen.

Nikuttas Schwangerschaft bringt jetzt aber auch Kollatz-Ahnen in Zugzwang: Finanzvorstand Henrik Falk ist Anfang des Jahres zur Hochbahn nach Hamburg gegangen. Nun muss ganz schnell ein Nachfolger her. Und Kollatz-Ahnen hofft schon wieder. In zwei Wochen könnte ein Vertrag unterschrieben werden, sagte er am Tag der Hoffnung auf dem U-Bahnhof Neue Grottkauer Straße.

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