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Berlin: Fans feiern an der Siegessäule

Straße des 17. Juni wird fünf Wochen für WM-Party gesperrt. Senat verspricht Familienfest mit Niveau

Es soll ein Fest der Superlative werden. Wenn in 190 Tagen in zwölf deutschen Städten die Fußballteams um den Weltmeistertitel kämpfen, können mehrere hunderttausend Fans die Spiele auf mehreren Leinwänden auf der Straße des 17. Juni verfolgen, unter anderem auf dem größten Fernsehbildschirm der Welt vor dem Brandenburger Tor. Das kündigte Klaus Wowereit gestern an.

Stolz stellte der Regierende Bürgermeister das Ergebnis wochenlanger, zäher Verhandlungen mit fünf Sponsoren und dem internationalen Fußballverband Fifa vor: Vom 7. Juni, dem Tag der Eröffnungsgala im Olympiastadion, bis zum 9. Juli 2006, dem Endspiel, wird auf der Straße des 17. Juni gefeiert. Damit ist der ursprünglich vom Senat favorisierte Standort am Spreebogen neben dem Kanzleramt vom Tisch. Den Ausschlag gaben neben Sicherheitsbedenken und praktischen Fragen die Sponsoren, die sich eine größere Werbewirkung versprechen, wenn auf den Bildern von der Party das Brandenburger Tor zu sehen ist.

Die Fanmeile soll westlich des Brandenburger Tors beginnen und bis kurz vor die Siegessäule reichen. Der Große Stern bleibt für den Straßenverkehr frei, sagte Wowereit. Damit will man ein allzu großes Verkehrschaos verhindern. Dennoch wird es erhebliche Einschränkungen für Autofahrer geben, die Wowereit jetzt schon um Verständnis bittet. Er appellierte an die Berliner, während der WM-Feier in der Innenstadt bevorzugt auf Busse und Bahnen umzusteigen.

Nach Willen der Landesregierung, die als Veranstalter fungiert, soll die Fanmeile sich von normalen Straßenfesten abheben. Das Unterhaltungsprogramm zwischen den Spielen aber auch das angebotene Essen und Trinken soll von hohem Niveau und dennoch familienfreundlich und bezahlbar sein, sagte Wowereit. Insgesamt zahlten die fünf Sponsoren einen einstelligen Millionenbetrag für die Feier. Der Landeshaushalt soll laut Wowereit mit keinem Euro belastet werden – es sei denn, es liefe bei der Party etwas schief, „dann haftet das Land“.

Zu den Unternehmen, die das Fanfest bezahlen wollen, gehören die WM-Sponsoren Coca-Cola, Hyundai, Toshiba, Master-Card und Philips. Der Elektronikkonzern will in Berlin wie in den anderen WM-Städten unter anderem ein paar zusätzliche Leinwände bezahlen und aufstellen. Im Gegenzug bekommen die Sponsoren Standflächen, auf denen sie sich und ihre Produkte präsentieren können. Das Brandenburger Tor selbst will der Senat nicht als Werbefläche vergeben, wohl aber die Bühne mit Leinwand davor. Dort soll laut Wowereit ein Bühnenprogramm stattfinden, das so attraktiv ist, dass die Menschen auch außerhalb der Spiele hierher kommen. Außerdem soll es auf der Fanmeile viele Unterhaltungsangebote mit Fußball-Thematik geben, zum Beispiel Torwände.

Das Nachsehen haben neben den Autofahrern zwei Veranstalter, die während der WM eine Parade und ein Straßenfest im Tiergarten veranstalten wollten. Sowohl die für den 10. Juni angemeldete „B-Parade“ als auch die für den 9. Juli vorgesehene Freiluftparty namens „Planet pro Berlin“ können zum geplanten Zeitpunkt nicht stattfinden, sagte Senatssprecher Michael Donnermeyer. Deren Veranstalter kündigten an, nach alternativen Veranstaltungsmöglichkeiten zu suchen.

Die Opposition begrüßte die Einigung, kritisierte jedoch, dass es nicht schon viel eher dazu gekommen ist. CDU-Landeschef Ingo Schmitt kritisierte den „monatelangen Eiertanz“, Grünen-Sportexpertin Felicitas Kubala hofft, dass künftige WM-Entscheidungen schneller gefällt werden. Tourismuswerber, Unternehmensverbände und Sportpolitiker hatten seit Monaten für die Straße des 17. Juni als Ort der Fanmeile geworben. Wegen Verkehrsbedenken und widerstreitender Interessen der Sponsoren hatte der Senat jedoch bis kurz vor der gestern verkündeten Entscheidung verhandelt, sagte Sprecher Donnermeyer. „Die Einigung war eine Pokerpartie“, sagte Wowereit.

Wie die Verkehrssituation rund um die Fanmeile aussieht, ist noch nicht absehbar. Wowereit hofft, dass der Tiergartentunnel bis dahin eröffnet sein wird. Das war mehrfach vorgesehen gewesen, wurde aber wegen technischer Probleme wiederholt verschoben. Auch ist noch unklar, welche Route Ehrengäste und bevorzugte WM-Besucher nehmen. Ursprünglich war eine so genannte VIP-Route durch den Tiergarten geplant gewesen. Davon hatte der Senat aber inzwischen wieder Abstand genommen. Jetzt wollen sich Veranstalter und Verkehrsverwaltung zusammensetzen und ein Gesamtkonzept erarbeiten, sagt die Sprecherin der Verkehrsverwaltung, Petra Rohland.

Neben der Fanmeile soll es an vielen Plätzen der Stadt weitere öffentliche Übertragungen der Fußballspiele geben. So sind unter anderem auf dem Breitscheidplatz und Unter den Linden weitere Leinwände vorgesehen.

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