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Wenn Rebhuhn, dann Rebhuhn! Wir halten uns an die Fastenregeln. Foto: dpa

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Berlin: FASTENZEIT

Ach, liebe Leserinnen und Leser, es ist wieder so weit.Der Katholik versucht den Nahrungsverzicht mit Ausnahmeregelungen à la „Enten sind Tiere des Meeres und darum kein Fleisch“ zu umgehen.

Ach, liebe Leserinnen und Leser, es ist wieder so weit.

Der Katholik versucht den Nahrungsverzicht mit Ausnahmeregelungen à la „Enten sind Tiere des Meeres und darum kein Fleisch“ zu umgehen. Der Protestant opfert seine Laster einem individuellen „7 Wochen ohne“-Programm. Und Patchworkreligiöse nutzen die Gelegenheit, Körperkult mit etwas Spiritualität anzureichern. Was dabei gern vergessen wird: dass Fasten auch ein Gemeinschaftserlebnis sein soll. Darum hier: 7 Wochen, 7 Verzichtsvorschläge – für alle Berliner!

1. Beleidigtsein

Flughafen? Menno! Mieten? Menno! S-Bahn? Menno! Wer alle Härten des Lebens auf einen Komplott derer „da oben“ schiebt, ist jetzt mal still und fragt sich, wie man’s besser machen könnte. Fasten ist Selbstüberprüfung! Entwickeln Sie also Konzepte, und zwar bitte jenseits von „Alles plattmachen“ oder „Alle enteignen“. Wie bitte? Das ist zynisch? Das wollen wir nicht sein, und stellen dem Vorschlag einen anderen zur Seite:

2. Zynismus

„Ich finde mit meinen zwei Kindern keine Wohnung mehr.“ „Mein Haus ist wegen des Fluglärms nur noch die Hälfte wert.“ „Ich kann als Frau in meinem Kiez nicht mehr auf die Straße gehen.“ Wer da aus der Sicherheit seines unüberflogenen Häuschens ständig hämisch „So ist nun mal das Leben“ oder „Das ist halt der Markt“ geifert, ist einfach mal eine Weile still. Was? Wir spielen nur die kleinen Leute gegeneinander aus? Iwodenn. Den Mächtigen dieser Stadt empfehlen wir gleich mehrere Dinge. Schluss mit ...

3. Idiotie

Tut das, was ihr tut, gut!

4. Selbstgerechtigkeit

Tut nicht so, als tätet ihr das, was ihr nicht gut tut, gut!

5. Arroganz

Hört zu, wenn jemand euch sagt, dass ihr das, was ihr nicht gut tut, nicht gut tut!

6. Rücksichtslosigkeit

Das betrifft wieder alle: einfach etwas netter sein. Und leiser (die einen). Und weniger empfindlich (die anderen). So, war noch was? Ach ja:

7. Effekthascherei

Das richten wir an uns selbst: Die Art, wie wir diesen Text Woche für Woche so hinbiegen, dass wir süße Tierbabys im Bild haben – das ist billig, albern, auf unangenehme Art Berlin. Wobei: Es gibt ja auch so was wie Fastenbrechen. Und zu dem Thema soll ja die weise Teresa von Ávila gesagt haben: „Wenn Fasten, dann Fasten; wenn Rebhuhn, dann Rebhuhn!“

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