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Berlin: FDP feierte Rexrodt zumAbschiedwieniezuvor Markus Löning zum neuen Landesvorsitzenden gewählt

Am Ende haben sie ihn noch mal richtig gefeiert: Günter Rexrodt bekam zum Abschied vom Landesvorsitz so viel Lob und Anerkennung zu hören, dass er hätte rot darüber werden müssen, wäre er nicht der festen Überzeugung, dass er alle guten Worte verdient hat. Bei der Wahl von Rexrodts Nachfolger Markus Löning zeigten die Delegierten dann, dass sie eine Tugend pflegen wollen, die sie lange vernachlässigt haben, die Geschlossenheit.

Am Ende haben sie ihn noch mal richtig gefeiert: Günter Rexrodt bekam zum Abschied vom Landesvorsitz so viel Lob und Anerkennung zu hören, dass er hätte rot darüber werden müssen, wäre er nicht der festen Überzeugung, dass er alle guten Worte verdient hat. Bei der Wahl von Rexrodts Nachfolger Markus Löning zeigten die Delegierten dann, dass sie eine Tugend pflegen wollen, die sie lange vernachlässigt haben, die Geschlossenheit. Löning kam auf 85,4 Prozent der Stimmen. Einen Gegenkandidaten hatte er nicht – die Berliner FDP hat sich ganz offenbar vorgenommen, ihre Angriffslust nach außen statt – wie in den neunziger Jahren üblich – nach innen zu wenden.

Nicht mal diejenigen, die am Ende von Lönings Rede keine Hand zum Applaus hoben, redeten hernach den neuen Vorsitzenden schlecht. Was sollten sie auch machen? Löning war in der Konkurrenz um die Nachfolge Rexrodts ohne Gegenkandidaten. Schließlich hatten er und Fraktionschef Martin Lindner in einem längeren Prozess die „Tandemlösung“ verabredet: Lindner, der Aggressive, der polemisieren kann und schwächelnde Senatoren wie „Puddingsenator“ Thomas Flierl am verbalen Nasenring durch das Abgeordnetenhaus führt, soll und will weiter daran arbeiten, die FPD als wahre Opposition darzustellen. Sie soll neben der manchmal unentschiedenen CDU entschlossener wirken. Löning, das zeigte seine Rede, will hingegen die nette Seite der FDP pflegen. Der selbstständige Werbefachmann und Berliner Bundestagsabgeordnete sprach von Freiheit und schlankem Staat, aber auch von 500 000 Armen in Berlin und der Pflicht, „diesen Leuten“ irgendetwas anzubieten. Migranten sollten eine „faire Chance“ haben, müssten sich aber integrieren. Bürgergeld, Bürgerrechte, Familienpolitik – Löning, 43 Jahre und Vater von drei Kindern, gibt sich als Mann für die weichen Themen. Sogar der Angriff auf den Senat fiel bei ihm weniger böse aus als zuvor bei Lindners Rede. Löning rief den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit dazu auf, sich intensiver um die Wirtschaft und mögliche Investoren zu kümmern – Lindner hatte die Delegierten in Stimmung gebracht, indem er von einem zwei Jahre alten Foto sprach, das ihm in die Hände gefallen sei. Das Bild zeige vier Männer, „die grinsen“. Der Erste trage den Titel Regierender Bürgermeister, habe sich aber als „Conferencier“ erwiesen, der „in Karlsruhe klagt und in Berlin feiert“. Den Zweiten, PDS-Fraktions- und Landeschef Stefan Liebich, nannte Lindner „eher ein Männlein“, dem es gleichgültig sei, dass der eigene Wissenschaftssenator mit dem selbst ausgedachten Studienkontenmodell am PDS-Parteitag scheiterte. Der Dritte auf dem Bild, Gregor Gysi „ist zwar ein Mann, aber der Mann ist weg.“ Vom Vierten, dem Architekten der rot-roten Koalition Peter Strieder, blieben Erinnerungen, etwa die nutzlosen Straßenbahnschienen auf der Leipziger Straße.

Die 350 Delegierten können nun mit der janusköpfigen Spitze ihrer Partei zufrieden sein und zeigten das dem Fraktions- und dem neuen Landeschef durch nachhaltigen Beifall. Ein junger Liberaler beschrieb nach der Löning-Wahl Lindner als den „Provokateur“ und Löning als den „Ausgleichenden“. Für den Wahlkampf 2006 sei das die richtige Arbeitsteilung.

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