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Berlin: Feinstaub-Alarm: Berlin fast täglich über dem Grenzwert

Großteil wird vom Ostwind in die Stadt geweht. Senat stellt Förderung für Holz-Heizungen in Frage

Die Berliner Luft ist seit Wochen ungewöhnlich stark mit Feinstaub belastet. Seit Jahresbeginn wurde an einigen Messstation fast täglich der Grenzwert überschritten, die Stadt ist statistisch die staubigste in Deutschland. In der bundesweiten Liste der Überschreitungen finden sich Berliner Messstationen auf fünf der sieben vorderen Plätze – allen voran die Frankfurter Allee mit 17 Tagen, an denen mehr als 50 Gramm Schwebstaub pro Kubikmeter Luft registriert wurden. Laut einer EU-Richtlinie darf das Limit nur an maximal 35 Tagen im ganzen Jahr überschritten werden. Da der Grenzwert ein Tagesmittel ist, liegen die Spitzenbelastungen oft noch viel höher. So wurden gestern um 10 Uhr in Neukölln sogar 271 Gramm pro Kubikmeter gemessen.

Für die Verwaltung ist das Problem vorerst nicht lösbar: Rund drei Viertel der feinen Partikel werden von außerhalb in die Stadt geweht – derzeit vorwiegend aus Polen, wo viele ältere Kraftwerke stehen. Erschwerend kommt nach Angaben von Ute Dauert vom Umweltbundesamt die „Temperaturinversion“ hinzu: „Das ist wie ein warmer Deckel in 1000 Meter Höhe“, sagt sie. „Darunter hängt die kalte Luft und bewegt sich kaum.“

Doch in Berlin kommen hausgemachte Faktoren hinzu – darunter einer, den Experten besonders bedenklich finden: der Trend, mit Holz zu heizen. Das ist zwar klimaneutral und deshalb umweltfreundlich, aber bläst bis zu zehnmal mehr Partikel in die Luft als Öl- und Gasheizungen. Martin Lutz, Referatsleiter Luft und Klima in der Umweltverwaltung, findet deshalb auch die bisherige Förderung der modernen Holzpelletheizungen problematisch – zumindest, solange sie nicht an das Umweltzeichen „Blauer Engel“ für besonders emissionsarme Anlagen geknüpft ist. Die Verwaltung erwägt nun eine Verordnung, um Pelletheizungen in Berlin künftig gezielter zu fördern.

Eine weitere Feinstaubquelle hat die BSR schon im vergangenen Winter aus dem Verkehr gezogen: das Streugranulat. Das stattdessen verwendete Feuchtsalz taucht zwar, wenn es getrocknet ist, ebenfalls in den Messstationen auf, spielt aber keine große Rolle. Selbst der Straßenverkehr, der an anderen Tagen eine der Hauptquellen des Feinstaubs ist, steuert zurzeit nur rund 15 Prozent bei. Deshalb ruft auch die Umweltverwaltung nicht auf, das Auto stehen zu lassen: „Das wäre unverhältnismäßig“, sagt eine Sprecherin von Senatorin Ingeborg Junge-Reyer.

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