zum Hauptinhalt

Berlin: Fete statt Randale

Kreuzberg stellt Konzept für 1. Mai vor / NPD will demonstrieren

Straßenfest statt Straßenschlacht – den 1. Mai will Kreuzberg dieses Mal mit einem Fest der Kulturen zwischen Kottbusser Tor, Oranien- und Mariannenplatz begehen. „Je mehr Menschen am Abend des 1. Mai auf der Strasse sind, desto eher bleiben die üblichen Krawalle aus“, sagt Bezirksbürgermeisterin Cornelia Reinauer (PDS). Auf vier Bühnen rund um die Oranienstraße soll Musik geboten werden, Theaterstücke, Freilichtkino und Kleinkunst.

Bei der Innensenatsverwaltung trifft das Projekt auf Wohlwollen. „Wir begrüßen alles, was einen friedlichen 1. Mai unterstützt“, sagt Sprecher Peter Fleischmann. Neu ist die Idee aber nicht. Bereits im vergangenen Jahr hatte FU–Professor Peter Grottian versucht, durch ein Bündnis „Denk Mai neu“ die Berliner Traditions-Randale zu verhindern und dem 1. Mai seine politische Bedeutung zurückzugeben. Damals allerdings erntete Grottian nur wenig Beifall bei allen Beteiligten: Die Polizei war skeptisch. Die linksradikale Szene nicht kooperativ. Und viele Kreuzberger empfanden den Vorstoß eher als Einmischung von außen. „Deshalb wollen wir dieses Jahr das Fest mit Initiativen vor Ort organisieren“, sagt Bürgermeisterin Reinauer.

Die Händler, die Inis, die IGs und AGs im Kiez stehen dafür bereit. Eren Ünsal vom Türkischen Bund erzählt, dass „wir uns um einen bekannten türkischen Musik-Star bemühen“. Der Restaurantbetreiber Bodo Plaul ruft die Wirte dazu auf, ihre „kulinarischen Spezialitäten auf der Straße anzubieten“. Am Programm wird derzeit noch gearbeitet, es soll Mitte April bekannt gegeben werden. „Die Menschen können Kultur genießen, aber auch über die vielen sozialen Probleme miteinander diskutieren“, sagt Reinauer.

Die Polizei hat bereits angekündigt, dass sie auch in diesem Jahr ihre „zurückhaltende Polizeipräsenz“ beibehalten will. Mit dem Einsatzleiter steht die Bezirksbürgermeisterin in engem Kontakt. „Wir müssen sicher sein, dass die Polizei wirklich eine Deeskalationsstrategie fährt.“ Unter dieser Voraussetzung begrüßt auch die Antifaschistische Linke Berlin (ALB) „so ein Fest“, wie Sprecher Micha Kronewetter sagt. In den letzten Jahren organisierte sie die größte „revolutionäre 1.Mai-Demo“ mit über 10 000 Teilnehmern. „Im Augenblick laufen Gespräche, dieses Jahr statt drei wieder eine gemeinsame Demo ab dem Oranienplatz zu machen“, sagt Kronewetter. Sollten diese Verhandlungen über die ideologischen Gräben hinweg scheitern, will die ALB um 16 Uhr ab dem Lausitzer Platz eine eigene Demo starten.

Auch die NPD plant einen Aufmarsch für den 1. Mai. Nach Angaben der Lichtenberger CDU soll die Demonstration vor dem Olympiastadion beginnen, als Alternative sei aber auch Lichtenberg im Gespräch. Um dies zu verhindern, habe die Bezirksverordnetenversammlung schon eine Gegenveranstaltung angemeldet. Denn die CDU-Fraktion will einen NPD-Aufmarsch im Osttteil der Stadt nicht dulden. Damit werde der Eindruck erweckt, „als ob Lichtenberg ein Hort radikaler Gedanken ist“, heißt es in einer Erklärung.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false