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Berlin: Feurige Grüße aus Portugal

Heute und morgen findet die „Pyronale“ statt Auch Joaquim Rodriguez erleuchtet den Himmel

Joaquim Rodriguez will Täler und Seen malen. Er braucht dafür aber keine Farben oder eine Staffelei, sondern Raketen, die Gold und Silber in den Himmel feuern. Der 39-Jährige ist Pyrotechniker, nennt sich selbst Pyro-Designer, und will es heute Abend auf dem Maifeld am Olympiastadion richtig krachen lassen. „Die Pyronale ist für mich ein besonderer Höhepunkt, vor allem weil es ein Wettbewerb ist“, sagt Rodriguez. Mit seinem Team wird er aus über 1000 Abschussrampen rund 400 Kilogramm Schwarzpulver in die Luft jagen. Insgesamt treten heute und morgen sechs Mannschaften an. Sie kommen unter anderem aus China, Italien, Großbritannien, Polen und Russland.

Monatelang hat Rodriguez für das Feuerwerk am Computer gesessen, Musikstücke analysiert und gerechnet. Zum Beispiel, wie lange eine Blätterbombe vom Boden bis in die Luft braucht, um sich rechtzeitig zum Trommelwirbel zu zerlegen. Auch für bunte Kugelbomben, zischende Lichter und silbernen Sternenregen hat er die Verzögerungszeiten berechnet. „Das Wichtigste ist die Dramatik. Ein Feuerwerk kann nicht einfach so aufhören, es braucht ein fulminantes Ende“, sagt Rodriguez.

Dass für die Show der Portugiesen noch nicht alle Kabel verlegt sind, stört ihn wenig: „Kurz vor der Show wird es immer stressig.“ Rodriguez spricht aus Erfahrung. Er ist seit über 20 Jahren im Geschäft. Wie man Musik mit Effekten wie Leuchtbögen, Goldregen oder Kreiselblitzen inszeniert, hat er sich selbst beigebracht – in der Feuerwerksfabrik seines Großvaters, die in wenigen Monaten ihr 100-jähriges Bestehen feiert.

Sein erstes Feuerwerk entwarf er mit 16. Als er sein Ingenieur-Studium begann, schwor er dem Feuerwerken allerdings ab und arbeitete als Programmierer. Aber irgendwann reichte ihm das nicht mehr, und er gab seinen Job auf. „Ich wollte etwas Künstlerisches machen“, erinnert sich Rodriguez. Seit 1997 ist er mit seiner Firma überall in der Welt unterwegs – zu Wettbewerben, auf Festivals oder Stadtfesten.

Warum er seine Arbeit liebt, weiß Rodriguez genau: „Wir erschaffen etwas, das jeden fasziniert. Feuerwerk spricht eine internationale Sprache.“ Dass er nur wenige Wochen im Jahr bei seiner Familie sein kann, muss er in Kauf nehmen. „Das ist nicht einfach, aber ich bin gern unterwegs und brauche den Stress“, sagt Rodriguez.

Mit der Pyronale, die in diesem Jahr zum ersten Mal startet, verbindet er ein klares Ziel: „Das Publikum soll nicht nur die portugiesische Feuerwerkstradition kennenlernen, sondern auch unsere Lebensart.“ Bis dahin müssen noch die restlichen Abschussrampen in die richtigen Positionen gebracht und immer wieder die Zeitpläne kontrolliert werden. Eine Generalprobe gibt es nicht.

Dafür aber den bleibenden Eindruck, für den Rodriguez die monatelange Vorbereitung und den Stress vor der Show gern auf sich nimmt. „Wir sind alle Verrückte, sonst kann man das gar nicht machen. Was zählt, ist eigentlich die Schönheit des Augenblicks.“

Es gibt noch Karten: 11 Euro (Stehplätze) und 31 Euro (Tribüne). Infos unter 01805-600 121. Beginn: heute 19.30 Uhr, morgen 19.30 Uhr.

Lisa Garn

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