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Berlin: Filmorchester muss im Kalten proben

Chaos im Rundfunkhaus an der Nalepastraße

Nach dem Verkauf des ehemaligen DDR-Rundfunkhauses an der Nalepastraße in Oberschöneweide hat sich die Lage in den Tonstudios weiter zugespitzt: Weil der Käufer bestehende Versorgungsverträge gekündigt hat, ohne für Ersatz zu sorgen, müssen das Filmorchester Babelsberg und andere Mieter inzwischen in ungeheizten Räumen arbeiten.

Der denkmalgeschützte Tonstudiokomplex war im November für 350 000 Euro an einen Baumaschinenverleih aus Sachsen-Anhalt verkauft worden. Er hatte zuvor den neuen Bundesländern gehört. Die mit dem Verkauf beauftragte Gesellschaft Limsa hatte dem Käufer unmittelbar nach der Kündigung der Versorgungsverträge gedroht, vom Verkauf zurückzutreten, falls der reibungslose Betrieb der Studios nicht bis zum 20. Januar sichergestellt werde. Limsa-Geschäftsführer Hans-Erich Gerst bezeichnete dies am 20. Januar als gewährleistet, verließ sich dabei aber offenbar auf mündliche Zusagen – denn bis heute wurde keine Versorgungsfirma unter Vertrag genommen. Die völlig veraltete Heizungsanlage des denkmalgeschützten Gebäudes bedarf intensiver Wartung und ist ohne Kenntnisse ihrer technischen Besonderheiten nicht zu betreiben.

Das Filmorchester Babelsberg war in der vergangenen Woche mit der Aufzeichnung der Musik für die ARD-Spielfilmproduktion „Störtebeker“ beschäftigt, als erstmalig die Heizung ausfiel. Niemandem gelang es, das Gebläse wieder in Betrieb zu nehmen. Bei Temperaturen unter 15 Grad wurde die Aufnahme dennoch zu Ende gebracht: „Andernfalls hätten Schadenersatzforderungen von bis zu 250 000 Euro gedroht“, sagt Orchesterdirektor Klaus-Peter Beyer. In der kommenden Woche soll das Filmorchester im Rahmen der Berlinale einen Talentwettbewerb für junge Filmkomponisten ausrichten. Sollte sich die Heizungspanne wiederholen, sieht Beyer den Ruf seines Orchesters gefährdet. Er setze nicht nur die Musiker einem Gesundheitsrisiko aus, zudem beeinträchtige Kälteeinwirkung bei Holzblasinstrumen auch den Klang.

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