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Berlin: Finanzverwaltung offeriert leerstehendes Hochhaus an der Mollstraße

Sie sieht zum Fürchten aus, die 18stöckige Ruine des 1971 errichteten einstigen Wohnhauses an der Moll- Ecke Otto-Braun-Straße. Düster, wie ausgebrannt.

Sie sieht zum Fürchten aus, die 18stöckige Ruine des 1971 errichteten einstigen Wohnhauses an der Moll- Ecke Otto-Braun-Straße. Düster, wie ausgebrannt. Schwerste Bauschäden hatten dazu geführt, dass Mieter Ende der achtziger Jahre ausziehen mussten. Hochfliegende Neubaupläne vergilbten, der längst fällige Abriss lässt auf sich warten. Nun wird ein neuer Anlauf übernommen, das Stadtbild zu verbessern. Die Senatsfinanzverwaltung als Grundstückeigentümerin hat einem Bauinteressenten ein Verkaufsangebot gemacht. Ob er es annimmt, ist noch ungewiss.

Klaus Dittko, der Sprecher der Verwaltung, will sich über Einzelheiten des Angebots nicht äußern. Man habe mit einem Investor Gespräche geführt und nun die schriftliche Offerte unterbreitet. Sollte der Vertrag geschlossen werde, könne es vermutlich relativ schnell mit Abriss und Bau los gehen. Wer kaufen und ein Geschäftshaus bauen will, bleibt unklar wie der Preis.

Der Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses muss dem Vertrag zustimmen, sollte der ausgehandelte Grundstückspreis wesentlich vom Verkehrswert abweichen. Bereits vor drei Jahren war das Grundstück deutschlandweit zum Verkauf ausgeschrieben worden, zu einem Verkehrswert von rund 20 Millionen Mark, keiner wollte damals zahlen. Auch die Abrisskosten schreckten, zudem gilt der Untergrund des Areals als schwierig. Inzwischen aber soll die Fläche etwa 25 Millionen Mark wert sein.

Das Haus war von ungarischen Bauarbeitern nach Plänen eines ungarischen Architekten errichtet worden, mit neuartigen Werkstoffen. Anfangs hatten die Behörden gar von einem richtungsweisenden Experimentalbau gesprochen. Der Turm mit mehr als 120 Wohnungen wurde aber mit den Jahren von Schwamm und Rissen durchzogen. Das Fundament senkte sich, so dass der Bau zum Sicherheitsrisiko wurde, der mit Netzen behängt werden musste, um Passanten vor bröckelndem Beton zu schützen.

Was für die Mieter und die bis 1988 untergebrachte Bezirksbücherei keine Heimstatt mehr bot, zog Vögel an. Sie bauten sich hier Nistplätze. Das Hochhaus wurde zum "Mehlschwalbenhaus". Im August 1992 wollte die deutsch-französische Unternehmensgruppe Euwo für 330 Millionen Mark einen Komplex mit Büros, Geschäften, Wohnungen und einem Hotel errichten. Das Unternehmen ging in Konkurs, das Grundstück wurde wieder vom Bezirk verwaltet, die Sicherung kostete etwa 400 000 Mark. Bezirksbürgermeister Helios Mendiburu besagte gestern nur, dass der interessierte Investor weniger als den Verkehrswert zahlen will. "Mehr gibt der Markt nicht her".

C. v. L.

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