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Flucht aus geschlossenem Kinderheim: Getürmter 14-Jähriger wenig später bei Einbruch gefasst

Polizeibekannter Jugendlicher flüchtet aus geschlossenem Heim und wird wenige Tage danach bei einem Einbruch in ein Geschäft am Alex gefasst.

Von Marius Gerads

Ein 14-Jähriger ist am Morgen des 18. August aus einem Heim für straffällige Kinder in Tegel geflüchtet. Die Einrichtung ist erst kurz zuvor eröffnet worden und ist das erste geschlossene Heim für Kinder in Berlin. Zwar ist das Haus so gebaut, dass eine Flucht nicht möglich sein sollte, doch wurde beim Umbau der Villa offenbar eine Schwachstelle übersehen. Ein Oberlicht in einer Toilette war nach Darstellung der Senatsjugendverwaltung nicht richtig in der Wand verankert. In kurzer Zeit konnte der Junge unbemerkt das Oberlicht samt Rahmen aus der Wand brechen und durch die Öffnung entkommen, erklärte der Sprecher der Jugendverwaltung, Ilja Koschembar. Auch der etwa zwei Meter hohe Zaun stellte für den Jungen kein Hindernis dar. Trotz Überwachungskameras wurde zunächst niemand auf die Flucht aufmerksam. „Das geschah in nur wenigen Minuten und obwohl eine Betreuerin vor der Toilettentür wartete“, sagte Koschembar. Der Junge war zu dem Zeitpunkt das einzige betreute Kind in der Einrichtung.

Inzwischen ist der Junge wieder in der Einrichtung. Wenige Tage nach seiner Flucht wurde er bei einem Einbruchsversuch in einen Kiosk am S-Bahnhof Alexanderplatz gefasst. Ein Mitarbeiter stellte den 14-Jährigen, der sich nach dem Aufhebeln der Eingangstür an der Ladenkasse zu schaffen machte.

Mittlerweile wurde das Oberlicht durch ein sicheres Fenster ersetzt. Wegen des Einbruchs läuft ein Ermittlungsverfahren. Der Junge war erst am Tag vor seiner Flucht in die Einrichtung gekommen. Mehrere Male war er durch Diebstähle und Einbrüche aufgefallen und auch schon geflohen. Weil er allerdings noch nicht strafmündig war, konnte er nicht strafrechtlich belangt werden. Für solche Fälle ist das Heim in Tegel gedacht. Kinder zwischen 10 und 14 Jahren bleiben maximal drei Monate, bis geklärt ist, wie ihnen weiter geholfen werden kann. Sie werden rund um die Uhr von mindestens zwei Betreuern beaufsichtigt. Jugendsenatorin Sandra Scheeres (SPD) will die Einrichtung nicht als „Kinderknast“ verstanden wissen, sondern als „Schutzraum für teilweise schwer traumatisierte Kinder“.

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